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Schlager, Lainer, Kampl: Welchen Routinier verpflichtet der FC Red Bull Salzburg?

Die Führungsspieler Maximilian Wöber (l.) und Zlatko Junuzovic (r.) haben den FC Red Bull Salzburg bereits verlassen. Alexander Walke (m.) könnte im Sommer folgen. Foto: Jasmin Walter / Getty Images

Die Führungsspieler Maximilian Wöber (l.) und Zlatko Junuzovic (r.) haben den FC Red Bull Salzburg bereits verlassen. Alexander Walke (m.) könnte im Sommer folgen. Foto: Jasmin Walter / Getty Images

Sieben Spiele vor Saisonende steckt der FC Red Bull Salzburg in einer „Mini-Krise“. Der Vorsprung auf den SK Sturm Graz, den ersten Verfolger, beträgt nur drei Zähler. Wiederum bloß drei Punkte dahinter lauert der LASK. Das Titelrennen ist im Gegensatz zu den vergangenen Jahren deutlich offener. Von außen betrachtet gibt es dafür mehrere Gründe. Besonders die Diskussion um das Fehlen von Routiniers und die nicht geschlossenen Lücken im Team sowie auf dem Platz, die Zlatko Junuzovic und Maximilian Wöber hinterlassen haben, ist nach dem Ausscheiden in der UEFA Europa League bei der AS Roma neu entfacht worden.

Mit Alexander Walke, Andreas Ulmer und Bernardo stehen derzeit nur drei wirklich erfahrene Akteure im Kader der Roten Bullen. Der Verbleib des Trios über den Sommer hinaus ist zudem alles andere als sicher. Dass „Atze“ Walke sein Karriereende, wie in den vergangenen beiden Jahren, erneut um eine Spielzeit verschieben wird, ist äußerst unwahrscheinlich. Obwohl der Torwart seit zwei Jahren kein Kandidat mehr für Einsatzzeit ist, ist er teamintern weiter einer der wichtigsten Persönlichkeiten und Leitwolf für die jungen Spieler.

Andi Ulmer ist nach dem Abgang von Max Wöber, der Verletzung von Daouda Guindo und mangels Alternativen auf der linken Abwehrseite wieder beziehungsweise weiterhin gesetzt. In den letzten Wochen gehörte er jedoch zu den schwächsten Spielern. Besonders auf europäischer Bühne machte sich sein fehlendes Tempo immer wieder bemerkbar. Auch sein Vertrag läuft zu Saisonende aus. Eine Verlängerung dürfte nur noch Formsache sein. Obwohl im Sommer ein Umbruch auf der Linksverteidigerposition nötig ist, ist Ulmer als Backup und vor allem als Mentor im Team weiter essenziell.

Bernardo zählt mit Einsätzen in der deutschen Bundesliga bei RB Leipzig und in der Premier League bei Brighton & Hove Albion ebenfalls zu den erfahrenen Spielern im Team. Der Brasilianer ist mit seiner Flexibilität ein wichtiges Kadermitglied. Für die Südamerikaner Nicolas Capaldo und Fernando ist er aufgrund seiner Sprachkenntnisse eine wichtige Vertrauensperson. Sportlich hatten sich die Verantwortlichen von der Rückholaktion aber wohl mehr versprochen. Auch beim 27-Jährigen ist die Zukunft noch nicht geklärt. Der Verteidiger liebäugelt bereits seit Längerem mit einer Rückkehr in seine Heimat.

Die Suche nach weiteren Routiniers gestaltet sich jedoch nicht ganz einfach. Erfahrene Spieler müssen charakterlich ins Team passen, Führungsattribute mitbringen, die sportliche Qualität besitzen und bereit sein, in die österreichische Bundesliga zu wechseln. Dazu ist auch die finanzielle Seite entscheidend. Die Auswahl der darauf zutreffenden Akteure dürfte begrenzt sein. Dass die Verpflichtung eines solchen Leaders im Sommer auf der Agenda ganz oben steht, hat Sportdirektor Christoph Freund bereits im Winter bestätigt. Rückholaktionen von ehemaligen Spielern sind in der Führungsetage zwar nicht zwingend gewollt, aber nicht ausgeschlossen, wie unter anderem die Wechsel von Jerome Onguene, Bernardo und Andre Ramalho gezeigt haben. VICTAURI.at hat sich mit möglichen Kandidaten beschäftigt:

Abwehr

Bereits seit Monaten wird über einen Wechsel von Alexander Schlager vom LASK zu den Roten Bullen spekuliert. Der 27-Jährige wäre eine hervorragende Verpflichtung als Ersatztorwart. Jedoch ist es unwahrscheinlich, dass diese Rolle für den gebürtigen Salzburger zufriedenstellend wäre. Als Stammspieler besitzt er zu wenig Entwicklungspotenzial und nicht das benötigte Niveau, vor allem in Hinblick auf das internationale Geschäft und verglichen mit Philipp Köhn. Zudem ist er auch zu inkonstant in seinen Leistungen.

Oumar Solet dürfte den FC Red Bull Salzburg im Sommer verlassen. Als Nachfolger für die rechte Innenverteidigung wünscht sich so mancher Fan Andre Ramalho. Der Brasilianer verließ die Roten Bullen im Sommer 2021 zum zweiten Mal, hat jedoch bereits mehrfach betont, dass er sich eine erneute Rückkehr in die Mozartstadt vorstellen könne. Ein Wechsel würde für ihn allerdings sportlich keinen Sinn machen. Der ehemalige Leverkusener wollte bewusst eine neue Erfahrung im Ausland machen. Bei PSV Eindhoven ist er als Führungsspieler absolut gesetzt und hat erst kürzlich den niederländischen Pokal gewonnen. Eine mögliche Beschäftigung als Trainer in der Akademie in Zukunft dürfte ein größeres Thema sein.

Eine Rückholaktion von Stefan Lainer wurde erst kürzlich von den Medien ins Spiel gebracht. Der Rechtsverteidiger wird Borussia Mönchengladbach im Sommer wohl verlassen. Bei den Fohlen kommt der Österreicher kaum mehr zum Einsatz. Ein Wechsel nach Salzburg wäre jedoch für beide Seiten nicht sinnvoll. Lainer ist keine wirkliche sportliche Verbesserung und hat sicherlich noch höhere Ambitionen, als Ersatz in der österreichischen Bundesliga zu sein, vor allem mit Blick auf das Nationalteam. Auch bei ihm dürfte die fehlende Geschwindigkeit in den internationalen Wettbewerben gegen Topteams problematisch sein. Selbst wenn Amar Dedic zeitweise auf die linke Seite gezogen werden würde, um diese Schwachstelle zu beheben, würde so rechts die Entwicklung von Millionen-Einkauf Ignace Van der Brempt noch weiter behindert werden.

Ein weiterer Kandidat für rechts hinten wäre Valentino Lazaro. Der gebürtige Grazer ist derzeit von Inter Mailand an den FC Turin ausgeliehen, hat aber wohl bei beiden Teams keine Zukunft. Den ehemaligen Berliner nach Salzburger zurückzuholen, wäre sinnvoller. Das Eigengewächs bringt Erfahrung aus der deutschen Bundesliga, der Premier League und der Serie A sowie Tempo und Offensivdrang mit, ähnlich wie Dedic. Doch Lazaro dürfte einen Wechsel in eine Top-5-Liga präferieren. Auch finanziell müsste er Einbußen hinnehmen. Gleichzeitig ist die Rechtsverteidigerposition keine Problemstelle im Kader der Roten Bullen.

Mittelfeld

Im Mittelfeld fehlte es dem FC Red Bull Salzburg zuletzt an Kreativität. Hierbei könnte Kevin Kampl helfen. Der 32-Jährige steht noch bis 2024 bei RB Leipzig unter Vertrag, hat in dieser Spielzeit jedoch seinen Stammplatz verloren. Dennoch ist der Slowene bei den Sachsen glücklich und wird von Trainer Marco Rose hochgeschätzt. Ein vorzeitiger Abgang im Sommer ist aber nicht ausgeschlossen, eine Verlängerung ebenso nicht. Beim österreichischen Serienmeister wäre der im zentralen Mittelfeld flexibel einsetzbare Ex-Salzburger auf dem Platz wohl absolut gesetzt und würde weiter international auflaufen. In der Kabine könnte er mit seinem Charakter und seiner Erfahrung auf Topniveau absolut helfen. Die Red-Bull-Spielphilosophie kennt Kampl in- und auswendig.

Diadie Samassekou war einer der ersten Spieler, die der FC Red Bull Salzburg direkt aus Afrika verpflichtete. Für viele Talente aus der dortigen Region ist er seitdem ein großes Vorbild. Im August 2019 wechselte der Mittelfeldspieler von der Salzach zur TSG 1899 Hoffenheim. Bei den Kraichgauern kam der 27-Jährige zuletzt kaum mehr zum Zug und wechselte leihweise zu Olympiakos Piräus. Doch auch bei den Griechen ist der Mann aus Mali nur Ersatz. Für die Roten Bullen könnte er im Mittelfeld jedoch sehr hilfreich sein. Die Leistungen von Lucas Gourna-Douath auf der Sechserposition waren bislang, besonders aufgrund mehrerer Verletzungen, durchwachsen. Der Franzose kam in den letzten Wochen immer besser in Fahrt. Deshalb ist es unwahrscheinlich, dass die Salzburger ihren Rekordneuzugang auf die Bank setzen würden. Für die Backup-Rolle ist gleichzeitig auch Samassekou zu gut. Eine Doppelsechs aus den beiden wäre sehr stark, würde vermutlich aber nur bedingt funktionieren. Dafür sind sich die beiden spielerisch zu ähnlich. Eine Rückkehr im Sommer ist demnach extrem unwahrscheinlich, auch wenn er zudem für die Nachwuchshoffnungen aus Afrika beim FC Red Bull Salzburg beziehungsweise FC Liefering eine große Stütze wäre.

Ein Kandidat für die Rolle als Routinier ohne Erfahrung beim FC Red Bull Salzburg ist Diego Demme. Der Deutsche läuft seit 2020 für die SSC Neapel auf. Beim angehenden italienischen Meister spielt der ehemalige Leipziger jedoch keine Rolle mehr. Sein Abgang im Sommer trotz seines noch bis 2024 laufenden Vertrages ist eigentlich schon beschlossene Sache. Bereits im Winter war der Mittelfeldspieler mit einer Rückkehr in die deutsche Bundesliga in Verbindung gebracht worden. Dem österreichischen Serienmeister würde er vor allem mit seiner Erfahrung helfen. Spielerisch dürfte er aufgrund seiner Vergangenheit bei RB Leipzig keine großen Anlaufschwierigkeiten haben. Als reiner Sechser könnte seine sportliche Einbindung auf dem Platz, wie auch bei Samassekou, durch Gourna-Douath allerdings sehr schwierig sein. Er ist ebenfalls für die Rolle als Ersatzspieler zu gut. Ein Wechsel in die Mozartstadt macht dementsprechend wohl nur wenig Sinn.

Sturm

In der Offensive fehlte dem FC Red Bull Salzburg in dieser Saison ein abschlussstarker Torjäger. Dafür war eigentlich Fernando eingeplant. Der brasilianische Neuzugang konnte diese Erwartung verletzungsbedingt nicht erfüllen. Ein neuer Kandidat dafür wäre Munas Dabbur. Der Stürmer verließ die Mozartstadt 2019 in Richtung Sevilla. Seit 2020 spielt er für die TSG 1899 Hoffenheim. Beim Abstiegskandidaten ist er nicht zwingend gesetzt. In wettbewerbsübergreifend 21 Spielen kam er auf unter 1.000 Spielminuten und erzielte dabei acht Treffer sowie eine Vorlage. Sein Vertrag läuft 2024 aus. Ein Wechsel zurück nach Salzburg wäre im Hinblick auf die zu erwartenden Abgänge im Sturm mit Benjamin Sesko, Noah Okafor und Junior Adamu, die Verletzungsanfälligkeit von Fernando sowie die unsichere Zukunft von Sekou Koita keine schlechte Option. Dem Team würde ein abschlussstarker Stürmer mit Erfahrung guttun. Doch auch Dabbur dürfte einen Verbleib in einer Topliga bevorzugen. Bei den Roten Bullen könnte er immerhin wieder im internationalen Wettbewerb auflaufen.

Fazit

Als Rückkehrer mit Erfahrung kommen für den FC Red Bull Salzburg theoretisch mehrere Spieler infrage. Sinnvoll wäre vor allem die Verpflichtung von Kevin Kampl. Der Mittelfeldspieler von RB Leipzig würde besonders fußballerisch sehr weiterhelfen. Weitere Kandidaten wären Alexander Schlager und Munas Dabbur. Bei beiden stellt sich die Frage, inwieweit sie eine Rolle als Ersatzspieler akzeptieren würden. Folglich ist davon auszugehen, dass die Vereinsführung der Roten Bullen vermutlich eher auf eine Lösung ohne Salzburg-Vergangenheit zurückgreifen wird. Hier gibt es mehr Auswahl. Die größte Aufgabe wird, Anführer mit Erfahrung zu finden, deren Leistungsniveau zu den internationalen Ambitionen passt und die auch gleichzeitig in der österreichischen Bundesliga spielen wollen.

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