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Salzburg

Die verkalkulierte Saison

Der Meisterteller der österreichischen Fussballbundesliga. Foto (c) FC Red Bull Salzburg

Der Meisterteller der österreichischen Fussballbundesliga. Foto (c) FC Red Bull Salzburg

Nach Anna hat sich Georg Sohler bereit erklärt, einen Gastbeitrag rund um den FC Red Bull Salzburg zu schreiben. Danke Georg.

Der Inhalt des Beitrages muss nicht die Meinung der Redaktion widerspiegeln, noch wurde er von dieser in irgendeiner Art und Weise inhaltlich verändert. Es wurde lediglich die Formatierung angepasst.

Warum droht der FC Red Bull Salzburg just in der Saison 2023/24 den Titel zu verpassen? Kurz gesagt: weil man sich verrechnet hat.

Als ich gefragt wurde, diese Diagnose zu schreiben, schwirrten mir viele mögliche Erklärungen für eine für Salzburg-Verhältnisse verkorkste Saison im Kopf. Wäre ich Fan und nicht Journalist, würde mir unter anderem das Wort „Pech“ einfallen. Das fängt mit dem nach der Vorbereitung dem Ruf des Geldes gefolgten Matthias Jaissle an. Es geht um die Verletzungen, mit zeitweilig einer ganzen Elf an Verletzten. Das späte Benfica-Tor, das das Überwintern kostete. Formschwächen von Unterschieds- und Führungsspielern. Ein Verfolger, der mehr Tore, vor allem aus Standards, schießt und weniger bekommt, als es der xG-Wert aussagt. So manche Schiedsrichterentscheidung. Und am Ende ein Trainer Gerhard Struber, der all das nicht managen konnte.

Letztlich sieht man aber den RB-Fußball in dieser Saison viel zu selten. Hoch anpressen, Balljagen, den Gegner einschnüren, als Gruppe und mit Handlungsschnelligkeit einen Vorteil erspielen. Das 2:2 gegen Sturm am letzten Spieltag steht sinnbildlich dafür. Eine schlechte Umsetzung der Vorgaben, eine arrogante Larifari-Verteidigung und kein Zug zum Tor, Aufwachen, als es fast zu spät ist. Selbst, wenn Baidoo den Meter weiter hinten gestanden wäre, die „Bullen“ ausgeglichen hätten und näher an den „Blackies“ dran wären und der Titel noch ernudelbarer schiene – diese Saison ist der Führungsebene zuzuschreiben.

Reiter und Seonbuchner in der Pflicht

Natürlich, Sturm macht das diese Saison richtig, richtig gut. Es wurde sowieso stets betont, dass ein Meistertitel nur dann möglich ist, wenn all die Dinge, die ich eingangs aufgeschrieben habe, gegen Salzburg rennen. „Da sein, wenn Salzburg auslässt“, heißt es schon lange. Nun gilt es aber nach vorne zu schauen, ganz egal, was in den letzten drei Runden noch passiert. Denn niemand bestreitet das Talent der „Bullenkicker“. Sie werden über kurz oder lang, aber auf jeden Fall für viel Geld, in bessere Ligen zu größeren Klubs wechseln. Aber am Platz zeigte sich, dass nicht nur die drei Trainer nicht harmonieren. Eine Meisterschaft, die viele Monate geht, braucht ein Fundament. Dieses legen die sportlich und wirtschaftlich Verantwortlichen. Wenn man so will, wird eine Meisterschaft im Sommer vor der Saison gewonnen. Wenn der Trainer nicht zur Mannschaft passt, sagte mir Rapid-Trainer Robert Klauß neulich in einem Interview, muss sich der Verein hinterfragen. Wenn die Spieler ihre Leistung nicht bringen können oder wollen, ebenfalls, denke ich.

Insofern stehen Stephan Reiter und Bernhard Seonbuchner in der Pflicht, es ab dem Abpfiff von Runde 32 besser zu machen. Man darf sich jetzt nur nicht von der einfachen Ausrede Pech blenden lassen. Die nächste Trainerentscheidung muss wohlüberlegt sein. In der Kaderplanung muss nebst Talent auch auf die mentale Komponente mehr Wert gelegt werden, ein Haufen Badkicker spielt keine 32 Runden gut. Und dann zählt vermutlich auch der Faktor Erfahrung. Das heißt nun nicht, dass man abgehalfterte Stars holen soll, aber im aktuellen Kader stehen nur fünf Spieler, die schon älter als 25 Jahre sind. Klar, Alter ist nur eine Zahl und das sagt wenig über das Können und die Anzahl der gespielten Spiele aus, aber in den erfolgreichsten Jahren – 2017/18 mit dem EL-Halbfinale, 21/22 mit dem CL-Achtelfinale – spielten zumindest drei erfahrene Feldspieler über 25 mit. Das bedeutet nicht, dass man auf das vor allem finanziell erfolgreiche Nachwuchskonzept pfeifen soll, aber der noch so beste Trainer reicht nicht, wenn die Erfahrung fehlt.

Aufrichten

Ob Fußballösterreich einen erfolgreichen FC Red Bull Salzburg braucht, ist Gegenstand von dutzenden, bald 20 Jahre anhaltenden, Diskussionen. Fakt ist, dass die „Bullen“ sich in den letzten Jahren zu einer Mannschaft etabliert haben, die die absolute Spitze des europäischen Klubfußballs fordern, manchmal überfordern kann. Ob das ein anderer Klub geschafft hätte, ist eine Frage für eine alternative Realität. Salzburg ist da und hat den heimischen Fußball, sagen wir, an die Top-10 des Kontinents mit herangeführt, die Trauben hängen in der Königsklasse aber klarerweise höher, weswegen andere Vereine auch brav in die Fünfjahreswertung einzahlen konnten. Und wenn mit Sturm oder mit Abstufungen dem LASK und irgendwann wieder Rapid sowie später der Austria oder sonst wem noch weitere respektable Eurofighter dazu kommen, ist das nur begrüßenswert. Ohne Salzburg wird es aber mit Sicherheit schwierig, einerseits in Europa zu reüssieren, andererseits macht ein gutes Team auch die anderen besser. Also müssen die Verantwortlichen die richtigen Schlüsse ziehen, die über das Ausspielen der finanziellen Möglichkeiten hinaus geht. Denn in einem Fehlerspiel gilt es, den Zufall maximal zu minimieren – und das fängt in der Zusammenstellung des Staffs und des Kaders an.

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