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Kommentar, Salzburg

Die Stärken und Schwächen von „PepBall“

FC Red Bull Salzburg-Cheftrainer Pepijn Lijnders muss noch nachschärfen. (c) Andreas Schaad – FC Red Bull Salzburg

Pepijn Lijnders hauchte dem Spiel des FC Red Bull Salzburg frischen Wind ein. Die „Bullen“ sind aber nicht unverwundbar. Das war schon vor der 2:3-Niederlage gegen den SK Rapid zu sehen. Ein Kommentar:

In der letzten Saison sind den Fans des FC Red Bull Salzburg Spektakel versprochen worden. Dieses bekommen die Anhänger in der laufenden Saison, unter einem neuen Trainer, zu sehen. Die Salzburger schossen in den ersten neun Pflichtspielen der laufenden Spielzeit im Schnitt rund 2,8 Tore pro Partie.

Die offensive Dreierreihe glänzte bislang mit technischer Finesse und Spielwitz. Neben Adam Daghim, Dorgeles Nene und Moussa Yeo spielten sich vor allem Oscar Gloukh und Maurits Kjaergaard, der aufgrund einer in Wien-Hütteldorf erlittenen Verletzung nun viele Wochen ausfallen wird, ins Rampenlicht. Im Training setzt Lijnders bewusst auf Übungen, bei denen Technik und Kreativität gefragt sind. Es ist eine große Stärke von „PepBall“, dass vor allem offensiv wieder mehr Fußball gespielt und nicht nur Fußball gearbeitet wird. Der Spaß, den Nene, Yeo & Co. bei ihren Tricks und Dribblings auf dem Feld haben, überträgt sich auf die Zuschauerränge.

„Das Verteidigen beginnt mit den vorderen drei Spielern“

Eine Schwachstelle gab es bislang aber: die Defensive. In den ersten Saisonspielen reichten meist ein bis zwei Pässe – oder eine Ecke – und der Gegner fand plötzlich eine gute Abschlussposition vor. So gesehen beim Ausgleich zum 1:1 von Rapids Isak Jansson. Aber schon in der UEFA Champions League-Qualifikation gegen den FC Twente Enschede und Dynamo Kyiv fanden die gegnerischen Offensivspieler immer wieder Räume und daraus resultierend Chancen vor. Die in vielen Situationen abschlussschwach auftretenden Niederländer bzw. Ukrainer bestraften den FC Red Bull Salzburg aus ihrer Sicht aber zu selten.

Die Abwehrprobleme sind jedoch nicht allein dem aktuell angestammten Innenverteidiger-Duo, bestehend aus Samson Baidoo und Kamil Piatkowski, zuzuschreiben. „Das Verteidigen beginnt mit den vorderen drei Spielern. Dann kommen die drei Mittelfeldspieler, die kompakt stehen und bereit sein sollen, der vorderen Dreierreihe zu helfen, damit sie hoch pressen können. Unsere Innen- und Außenverteidiger müssen Situationen lösen, nachdem zuvor bereits Probleme aufgetreten sind“, erklärte Lijnders auf der Pressekonferenz nach der 2:3-Niederlage gegen den SK Rapid.

Gegen die Hütteldorfer hat das Pressing nach einer starken Anfangsphase nicht mehr gegriffen. Das kam dem Heimteam, das vor allem die Räume hinter der Salzburger Abwehrkette bespielen wollte, entgegen. „Es ist aber nicht einfach, die Räume zu finden“, ließ SK Rapid-Trainer Robert Klauß nach dem Abpfiff im Pressekonferenz-Raum wissen. Jansson hat sie zweimal gefunden und den „Bullen“ zwei Tore eingeschenkt.

Die Idee hinter Kjaergaard als Linksverteidiger

Was die Sache gegen die von Klauß trainierte Mannschaft nicht einfacher machte: Die Salzburger spielten in dieser Konstellation das erste Mal zusammen. Kjaergaard übernahm die Linksverteidiger-Position, zudem standen mit Lucas Gourna-Douath und Mamady Diambou zwei etatmäßige Sechser am Feld. VICTAURI.at fragte nach der Niederlage gegen den SK Rapid bei Lijnders nach, warum er Kjaergaard als Linksverteidiger aufgeboten hatte.

Die Idee: Der Däne sollte sich im eigenen Ballbesitz ins Zentrum orientieren, um dort für Überzahl zu sorgen und das Spiel leichter auf die andere Seite verlagern zu können. „Wir wollten einen freien Spieler in der Mitte. Das haben wir in den ersten 15 Minuten sehr gut gemacht“, hielt Lijnders fest.

Nach der verletzungsbedingten Auswechslung von Kjaergaard wollte der niederländische Coach weiterhin mit einem Extra-Spieler im Zentrum agieren. So spielte plötzlich Adam Daghim links hinten – gleichzeitig wurde Gloukh von der Achter-Position eine Reihe weiter nach vorne gezogen, um sich im eigenen Ballbesitz fallen zu lassen und für Überzahl im Zentrum zu sorgen. Daghim sollte die linke Außenbahn beackern.

In der Schlussphase sollte sich auch Nene mehr ins Zentrum orientieren und Amar Dedic höher nach vorne schieben. Ein Zettel mit der entsprechenden Anweisung, den Lijnders aufs Feld schickte, kassierte jedoch Schiedsrichter Stefan Ebner ein.

Das Training wird es richten müssen

Die große Schwäche von „PepBall“ also: Die Mannschaft arbeitet im Pressing noch nicht so, wie es sich das Trainerteam vorstellt. So geriet der FC Red Bull Salzburg gegen den SK Rapid nicht nur das erste Mal in dieser Saison in Rückstand, sondern verlor auch sein erstes Pflichtspiel.

„Ich wusste es von Anfang an: Mit einer neuen Mannschaft, mit einem neuen Team, mit einer neuen Idee, mit einem Endspiel alle drei Tage erreichst du Momente, in denen es nicht so läuft, wie du willst“, sagte Lijnders. „Wir müssen uns darin verbessern, als Team besser zu verteidigen“, so der 41-Jährige, der gleichzeitig festhielt, dass es diesbezüglich in den letzten Wochen bereits gute Momente gegeben hatte – sonst hätte man nicht die UEFA Champions League erreicht.

„Wenn das jemand wusste, dann war das ich“, antwortete Lijnders also schmunzelnd auf die Frage, ob die Niederlage gezeigt habe, dass es noch Verbesserungsbedarf gebe. Das Training wird es in den nächsten Wochen also richten müssen. Viel Zeit, um noch auf dem Transfermarkt aktiv zu werden, bleibt nicht mehr. Der 17-jährige Joane Gadou, der am Dienstag als Neuzugang von Paris Saint-Germain präsentiert wurde, ist ein Versprechen für die Zukunft.

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