Am einem Freitagabend kam der Tweet von Fabrizio Romano, dass der brasilianische Angreifer Fernando von Shakhtar Donetsk mit 1. Juli nach Salzburg wechseln soll, wie aus dem Nichts und durchaus überraschend. Immerhin ist er „schon“ 23 Jahre alt und konnte bereits in der Champions League Erfahrung sammeln. Leitet die Verpflichtung des Angreifers transfertechnisch möglicherweise sogar einen kleinen Paradigmenwechsel in Salzburg ein? Bevor sich über diese Frage der Kopf zerbrochen wird, wird Fernando Dos Santos Pedro etwas genauer unter die Lupe genommen.
Fernando wurde im brasilianischen Belo Horizonte (Schöner Horizont) geboren. BH, wie die Stadt abgekürzt wird, hat zweieinhalb Millionen Einwohner und ist ein wichtiges Wirtschafts- und Kulturzentrum. Deutschen Fußballfans ist die Stadt mit Sicherheit noch in guter Erinnerung. So feierte Deutschland im Estádio Governador Magalhães Pinto, das in Belo Horizonte liegt, seinen historischen 7:1-Sieg gegen Brasilien. Mit Atlético Mineiro und Cruzeiro Belo Horizonte sind in Fernandos Geburtsstadt zudem zwei bekannte Fußballklubs ansässig. Bis zum Abstieg im Jahr 2019 war Cruzeiro, neben Flamengo, der einzige Klub Brasiliens, der national immer erstklassig spielte.
Fernando kickte zu Beginn seiner Karriere in seiner Heimatstadt, wurde Mitte des Jahres 2016 jedoch nach São Paulo zu Palmeiras geholt, nachdem er bei einem U17-Turnier auf sich aufmerksam machen konnte. Mit Palmeiras gewann er 2017 unter anderem die Sub-20 Campeonato Paulista, die Meisterschaft der Fußballvereine des brasilianischen Bundesstaates São Paulo. Im November 2017 debütierte er zudem in der Liga für Palmeiras. So wurde er nicht umsonst mit Gabriel Jesus, der vor seinem Wechsel zu Manchester City ebenfalls für Palmeiras spielte, verglichen. „Er ist eine Inspiration und ein großes Idol für mich“, sagte Fernando in einem Interview im vergangenen Jahr. Das Debüt sollte jedoch gleichzeitig auch sein letzter Einsatz in der Série A gewesen sein.
Im Jahr 2018 durfte er in einer Handvoll Série-A-Spielen nämlich nur auf der Bank von Palmeiras Platz nehmen. Im März 2018 erzielte er allerdings in der Campeonato Paulista, dieses Mal für die Profis, einen Treffer gegen Ituano. Im selben Zeitraum war er zudem einige Male Teil des brasilianischen U20-Teams, wobei er kein Pflichtspiel für sein Land absolvierte.
Im Sommer 2018 folgte im Alter von 19 Jahren schließlich der Wechsel zu Shakhtar Donetsk. Die Ukrainer legten für den Stürmer, der einen Fünfjahresvertrag erhielt, stolze fünfeinhalb Millionen Euro auf den Tisch. Die eher ungewöhnliche Rückennummer 99 wählte er aufgrund seines Geburtsjahres (1999). Die Eingewöhnung erleichterte Mitspieler Vitão, mit dem er schon in der Jugend von Palmeiras zusammenspielte. Und bekanntermaßen haben die Ukrainer immer eine Reihe an Brasilianern unter Vertrag.
In seiner ersten Saison in Europa kam der 1,76 Meter große Rechtsfuß auf 22 Pflichtspiele im Trikot von Shakhtar. Dabei spielte er auch zwei Partien in der Champions League. Anfang November 2018 erlitt Fernando jedoch eine Knöchelverletzung, die ihn rund zwei Monate außer Gefecht setzte – es sollte übrigens nicht die letzte Verletzung bleiben. So hielt er am Ende der Spielzeit 2018/19 bei zwei Toren und einem Assist. Dafür konnten er und seine Mannschaftskollegen über den Meistertitel und den Pokalsieg jubeln.
Freuen durften sich auch die Meninos de Pindor (Jungs von Pindor). Fernando unterstützte das gleichnamige Projekt vor drei Jahren mit umgerechnet rund 2.000 Euro sowie Sachspenden, wie er auf seinem Instagram-Profil teilte.
Im Sommer 2019, am letzten Tag des Sommertransferfensters, schloss sich Fernando per Leihe Sporting CP an. Es sollte jedoch nur ein kurzes Intermezzo werden. Der damals 20-Jährige kam mit körperlichen Problemen nach Portugal. Als er wieder fit war, setzte ihm eine starke Virusinfektion zu, weshalb er nie zu seinem A-Team Debüt kam, sondern nur für die U23 von Sporting auflief (sechs Spiele, ein Tor). So ging es Mitte Jänner 2020 schon wieder zurück zu Shakhtar, wo er in der Meisterrunde der Premier Liga zu sieben Einsätzen kam.
Auch in der vergangenen Saison 2020/21 gelang ihm der Durchbruch noch nicht. So verpasste er im Herbst 2020 verletzungsbedingt ein halbes Dutzend Spiele und kam in Folge nicht über die Rolle des Rotationsspielers hinaus. Am Ende der Spielzeit hatte Fernando ein Tor und zwei Assists auf seinem Konto.
Die aktuelle Saison, die in der Ukraine aufgrund des Krieges jedoch unterbrochen wurde, lief bisher am besten für ihn. Wobei: Auch in dieser Saison verpasste er aufgrund von Verletzungen ganze 17 Pflichtspiele für Shakhtar. Dafür konnte er in der Champions League das erste Mal anschreiben und gegen Real Madrid und Sheriff Tiraspol jeweils einen Treffer erzielen. In der Liga markierte er gegen Zorya Lugansk seinen ersten Doppelpack. Insgesamt erzielte Fernando seit Saisonbeginn in 14 Pflichtspielen acht Treffer und legte zwei weitere vor.
Auch gegen Lugansk packte er beim Jubeln seinen, fast schon ikonisch gewordenen, „Brillen-Jubel“ aus. Wie im Video oben nach seinem zweiten Treffer zu sehen ist, freut er sich darüber hinaus auch in „Patson-Daka-Manier“ mit einem Rückwärtssalto über seine Treffer.
Aufgrund des Krieges in der Ukraine ist der Vertrag von Fernando, der noch bis 2024 läuft, aktuell bis 30. Juni ausgesetzt. In brasilianischen Medien wurde er deswegen zuletzt mit einem Leihwechsel zu seinem Ex-Klub Palmeiras in Verbindung gebracht, wobei ein internationaler Transfer für nur drei Monate wohl nicht als ideal gesehen wird. Der Stürmer soll sich jedenfalls seit Anfang März wieder in Brasilien befinden und dort seine Zukunft planen.
Beraten wird Fernando übrigens von „Un1que Football“. Der nach Marktwert wertvollste Spieler in deren Reihen ist Rodrygo von Real Madrid. Mit Artur und Júlio César stehen zudem zwei Spieler von Red Bull Bragantino bei der Agentur unter Vertrag.
Wir sind wohl alle gespannt, ob Fernando im Sommer wirklich nach Salzburg wechselt. Eines steht jedoch schon einmal fest: Sollte er an die Salzach wechseln, braucht er sich wohl nicht nach einem Tattoo-Studio umschauen. Viel Platz hat er auf seinem Körper nämlich nicht mehr.