Seit Montagabend ist es offiziell: Der FC Red Bull Salzburg hat den 22-jährigen Mittelfeldspieler Mads Bidstrup von Premier-League-Klub FC Brentford verpflichtet. Medienberichten zufolge beläuft sich die Ablösesumme auf sechs Millionen Euro, womit ein echtes Schnäppchen gelang. Auf den ersten Blick passt der dänische Mittelfeldspieler perfekt ins Salzburger Anforderungsprofil.
Bidstrup begann das Fußballspielen in Herfolge, ehe es ihn im Alter von zehn Jahren zu Bröndby zog. Dort merkte er zum ersten Mal, dass Spitzensport hart sein kann, wie das „Dagbladet Information“ schreibt. „Sie haben mich nicht schikaniert, aber nicht viele Leute haben mit mir gesprochen“, sagte Bidstrup, der fortan anstrebte, einer der Besten zu sein, damit die anderen mit ihm befreundet sein wollen. „Ich fing an, einmal pro Woche mehr zu trainieren als die anderen“, so Bidstrup.
In Bröndby wurde der Mittelfeldspieler allerdings nicht glücklich, weshalb er mit dem Gedanken spielte, zu Herfolge zurückzukehren – bis der FC Kopenhagen auf ihn aufmerksam wurde. Bidstrups Eltern gefiel, dass die FCK-Jugendspieler eine Privatschule im Kopenhagener Viertel Frederiksberg besuchten. So wechselte er mit zwölf Jahren zum dänischen Hauptstadtklub, wo er prompt neue Freunde fand.
Den eigenen Transfer geleakt
Bidstrup blieb schließlich beim FC Kopenhagen und kam bereits mit 16 Jahren zu Einsätzen in der U19-Mannschaft. Auch für die Jugendauswahlen Dänemarks – die U16, U17 und U18 führte Bidstrup als Kapitän aufs Feld – absolvierte er einige Partien. Im Herbst 2017, wenige Monate vor seinem Wechsel zu RB Leipzig, war der Rechtsfuß wegen einer Knieblessur allerdings zum Zuschauen verdammt. „Eine Verschwendung von kostbarer Entwicklungszeit“, wie er es ausdrückte.
Leipzig wollte das Talent dennoch holen. „Mads ist ein Spieler, dem wir zutrauen, dass er es in absehbarer Zeit in die erste Mannschaft schaffen wird“, sagte der damalige Leipzig-Sportdirektor Ralf Rangnick kurz vor Weihnachten im Jahr 2017 und sorgte damit für eine Überraschung bei Bidstrup. Vom Interesse aus Leipzig erfuhr er erst, nachdem ihn seine Freunde auf Facebook unter dem „Tipsbladet“-Beitrag markiert hatten.
Ende Jänner 2018 wurde der Wechsel von Bidstrup zu RB Leipzig schließlich fixiert. Dabei kam der Däne der offiziellen Bekanntgabe zuvor. Einen Tag bevor die beiden Klubs den Transfer verkündeten, hatte Bidstrup auf seinem Instagram-Account ein Foto im Leipzig-Trikot gepostet. Medienberichten zufolge überwiesen die Sachsen für den Transfer zwei Millionen Euro an den FC Kopenhagen.
Die ersten Tage in der Messestadt waren jedoch hart – Bidstrup hatte Heimweh. „Es war eine schwierige Zeit in Leipzig. Ich war 16 und fühlte mich bereit für alles und dachte, ich würde die Welt erobern, aber ich habe schnell gemerkt, dass das Leben eines Fußballers nicht nur ein glückliches Leben ist. Meine erste Nacht dort unten war absolut schrecklich“, sagte er dem „Tipsbladet“.
Verletzungsbedingte Rückschläge
Im März 2018 feierte der Mittelfeldakteur für Leipzigs U17 mit einem Kurzeinsatz sein Debüt. Danach ereilte Bidstrup der nächste Rückschlag. Auf einem Kunstrasenplatz erlitt er eine Kniescheibenluxation und musste bis zum Sommer pausieren. „Nach dieser Verletzung fiel es mir schwer, zu meinem eigenen Spiel zurückzufinden. Ich spürte, dass ich mich anpassen musste, und dann habe ich dieses Pressing- und Eroberungsspiel wirklich verinnerlicht. So wurde ich zu einem anderen Spielertyp als zuvor und habe mich irgendwie darin verloren“, sagte Bidstrup.
Im März 2019 erhielt Bidstrup 18-jährig schließlich einen Profivertrag in Leipzig, er hatte aber immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen, was zu einer Anekdote führte, die der 1,75 Meter große Mittelfeldspieler in einer Talkrunde in Dänemark erzählte. Als er in der Vorweihnachtszeit Fersenprobleme hatte, vereinbarte er mit dem Trainerstab, nicht die gleichen Läufe wie die anderen Spieler zu absolvieren, um sich von der Verletzung zu erholen. Bidstrup ließ die Verletzung zwar hinter sich, nach den Weihnachtsferien lief es aber nicht ganz so gut, wie er es sich vorgestellt hatte.
Damit waren die Betreuer nicht zufrieden. Der Däne wurde von den Trainern in einen Besprechungsraum zitiert und bekam eine Strafe in Höhe von 700 Euro aufgebrummt. Darüber hinaus musste er sich eine Woche lang mit den Greenkeepern um das satte Grün kümmern. Dabei zählten das Entfernen von Unkraut und das Messen des pH-Wertes des Rasens zu seinen Aufgaben.
Spätes Debüt auf der Insel
Auch nach dem Greenkeeper-Intermezzo blieb der Durchbruch in Leipzig aus. Nach zweieinhalb Jahren bei den Roten Bullen in Deutschland schloss sich der Däne im Sommer 2020 dem damaligen Championship-Klub FC Brentford an. Dort kannte er sowohl Chefcoach Thomas Frank und Co-Trainer Brian Riemer. Letzterer hatte Bidstrup bereits beim FC Kopenhagen trainiert.
In einem ersten Interview gestand der Blondschopf, dass RB Leipzig damals möglicherweise noch ein zu großer Klub für ihn gewesen sei. „Ich denke, es ist das Beste für mich, einen Schritt zurückzutreten und in der Championship zu spielen“, sagte Bidstrup. Darüber hinaus beschrieb er den Brentford-Fans seinen Spielstil: „Ich spiele als defensiver Mittelfeldspieler, ein bisschen wie eine Bulldogge. Grätschen und das alles, ich liebe das.“
Bidstrups Championship-Debüt sahen die „Bees“-Anhängerinnen und -Anhänger allerdings erst im April 2021. Der Grund: In den ersten Trainingseinheiten in Brentford machte das Knie wieder Probleme, eine größere Operation war nötig. Gegen Preston North End war es dann schließlich so weit, Bidstrup wurde in der 83. Spielminute eingewechselt und kam damit zum ersten Einsatz auf Profiebene in seiner Karriere. Mittlerweile hält das Knie, wie der Däne versicherte.
Die Saison 2020/21 schlossen Brentford und Bidstrup mit einem Erfolgserlebnis ab. Durch einen 2:0-Sieg gegen Swansea in den Championship Playoffs fixierte der Klub aus Westlondon den Aufstieg in die Premier League. Salzburgs neuer Mittelfeldmann wurde in der Nachspielzeit für die letzten Minuten eingewechselt. In der neuen Spielzeit 2021/22 kam Bidstrup auf vier Kurzeinsätze in Englands höchster Spielklasse, ehe im Winter 2022 die Leihe zum FC Nordsjaelland folgte.
Durchbruch in der Heimat
Im Kopenhagener Vorort Farum, wo der FCN beheimatet ist, blühte der Neo-„Bulle“ in der vergangenen Spielzeit auf. Im Grunddurchgang verpasste Bidstrup lediglich eine Partie. In der Meisterrunde war er aufgrund einer Gelbsperre im Heimspiel gegen Bröndby zum Zuschauen verdammt. Sonst galt der Mittelfeldspieler im 4-3-3 von Nordsjaelland, in dem er meist als linker Achter auflief, als gesetzt.
Bidstrups Statistiken im Nordsjaelland-Dress sind beeindruckend und passen fast wie angegossen zum lauf- und pressingintensiven Salzburg-Fußball. Mit rund 372,6 abgespulten Kilometern war Bidstrup in der vergangenen Superliga-Saison der laufstärkste Spieler. Das sind 12,9 Kilometer pro 90 Minuten. Zum Vergleich: James Milner kam in der Saison 2022/23 auf 11,2 Kilometer pro 90 Minuten und war damit, gemeinsam mit Brenden Aaronson (ebenfalls 11,2 Kilometer) in jener Statistik der laufstärkste Spieler der Premier League. Auch bei den Tackles und den gewonnenen Bodenzweikämpfen ist der 22-Jährige ganz vorne mit dabei. „Ich liebe es, einen Spieler zu jagen und den Adrenalinstoß zu spüren, der entsteht, wenn man ihn am Ende mit einer Grätsche erwischt“, sagte Bidstrup im Februar dem „Ekstra Bladet“. Von den Nordsjaelland-Fans wurde das laufintensive Spiel Bidstrups auf jeden Fall wertgeschätzt.
Zu Beginn der neuen Saison kehrte Bidstrup nach Brentford zurück und absolvierte dort mit seinen Mitspielern den berüchtigten 1-km-Lauf – zehn Spielfeld-Längen à 100 Meter, so schnell wie möglich. Eine Zeit unter 3:15 Minuten sei gut, wie „SPORTbible“ Athletiktrainer Matt Bramhall zitierte. Salzburgs Neuzugang war mit einer beeindruckenden Zeit von 2:57 Minuten der schnellste Spieler. Nicolas Seiwald dürfte einen würdigen Nachfolger bekommen.
Doch was genau können sich die Salzburg-Fans nun von Bidstrup erwarten? VICTAURI.at hat bei Jack Brace von der Sportnachrichten-Webseite „VAVEL“ nachgefragt und eine Einschätzung eingeholt (übersetzt):
„Es fühlt sich fast wie ein Klischee an, dies über Mads Bidstrup zu sagen, da es über fast jeden Spieler, den Salzburg verpflichtet, gesagt wird, aber der Verein erwirbt ein echtes Juwel von einem Spieler.
Er ist der archetypische Mittelfeldspieler von Red Bull und der ideale Ersatz für Nicolas Seiwald. Er ist ein aggressiver und unermüdlicher Balleroberer und sehr geschickt im Ballbesitz, macht kluge Pässe und hält den Ball auch unter Druck sehr gut. Außerdem kann er mehr Raum abdecken als jeder andere Spieler auf dem Platz.
Im letzten Drittel wird er nicht viel bewirken können, da er während seiner Leihgabe an Nordsjaelland in 47 Spielen nur einen Assist verbuchen konnte, aber er wird im gesamten Spielaufbau eine wichtige Rolle spielen, ebenso wie Mohamed Camara, Enock Mwepu, Zlatko Junuzovic und Seiwald, um nur einige zu nennen.
Bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen er für Brentfords erste Mannschaft spielte, zeigte er eine große Reife in seinem Spiel und die Fans sprachen von ihm als der Zukunft des Rückgrats der Mannschaft. Leider ist er das jüngste Opfer des rasanten Aufstiegs des Klubs, und in einem stark besetzten Mittelfeld ist kein Platz für ihn, was viele Fans enttäuscht hat.
Für sechs Millionen Euro bekommt Salzburg einen Spieler, der sich sofort in der Mannschaft bemerkbar machen wird, und es würde mich wirklich nicht überraschen, wenn der Verein in ein oder zwei Jahren einen beträchtlichen Gewinn mit ihm macht.”
Denjenigen, die noch mehr über Bidstrup erfahren wollen, sei diese Podcast-Ausgabe von „Total Football Analysis“ ans Herz gelegt:
Auch dieses Youtube-Video ist empfehlenswert, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen:
Quellen: