In der Kategorie „Soizburg international“ nehmen wir euch auf Salzburgs Reisen durch Europa mit. Den Anfang macht das Auswärtsspiel beim FC Chelsea.

„London calling“ hieß es am Mittwochmorgen, als der Flieger Richtung England abhob. Der rund zweistündige Flug war schnell vorüber, so konnte es vom Flughafen Stansted auch gleich in Richtung Zentrum gehen. Vor dem Check-in in der Unterkunft wurde noch an der Stamford Bridge haltgemacht. Ein typisch englisches Stadion im Londoner Stadtteil Fulham, das 1877 eröffnet und zuerst dem FC Fulham als Heimstätte angeboten wurde. Die „Cottagers“ lehnten das Angebot jedoch ab, so zog 1905 der neu gegründete FC Chelsea in das 40.000 Zuseherinnen und Zuseher fassende Stadion ein.

Beeindruckend waren hier vor allem die hohen Fassaden, hinter denen sich die Tribünen verbergen. Spannend ist zudem, dass zwei Vier-Sterne-Hotels, Restaurants und ein Music Club auf dem Stadiongelände zu finden sind.

Nach einem kurzen Halt in der Unterkunft ging es zum Fantreffpunkt in der Nähe der Earl’s Court-Station, wo bereits einige Salzburg-Fans im Pub „Courtfield“ eingekehrt waren, in dem das Youth-League-Spiel auf einer Leinwand verfolgt wurde. Die Einrichtung und die Atmosphäre im Courtfield waren sehr ansprechend, die Bier-Auswahl konnte den Geschmack allerdings nicht ganz treffen. Und bei umgerechnet acht Euro pro Bier musste die Getränkekarte auch nicht unbedingt komplett durchgetestet werden.

Jedenfalls trafen mit der Zeit immer mehr Leute ein, wodurch sich das Geschehen gegen 17:30 Uhr Ortszeit, als der Abmarsch Richtung Stadion näher rückte, vor das Courtfield verlagerte. Dabei wurden wir in ein nettes Gespräch mit dem Einsatzleiter der Polizei verwickelt, der sich nach seinen Überstunden im Dienste der verstorbenen Queen über Abwechslung freute.

Gegen 18:00 Uhr ging es dann in einem ruhigen Marsch, der auch der Polizei zu gefallen schien, zur Stamford Bridge.

Auf dem Weg zum Stadion war alles friedlich und einige Chelsea-Fans bedankten sich mit einem Händedruck für die stille Anteilnahme.

Im Stadion angekommen wurde einem ebenfalls das pure englische Fußball-Erlebnis geboten – angefangen von den Drehkreuzen beim Einlass über die Kiosk-Speisen bis zum Blick auf den Rasen. Besonders eindrucksvoll war der Blick auf den dreirangigen East Stand. Die Sicht auf das Spielfeld war ebenfalls ein Traum und sie wurde sogar noch besser, als das Tornetz nach dem Aufwärmen abgebaut wurde. Die Nähe zum Grün vermittelte überdies fast das Gefühl, man würde selbst auf dem Platz stehen.

Da auch während der „Pre-match-Phase“ auf Gesänge verzichtet wurde, blieb es bis kurz vor Spielbeginn ziemlich ruhig im Stadion – es sollte jedoch noch ruhiger werden. Während der Schweigeminute, in welcher der Auswärtssektor ein Banner im Gedenken an die Queen ausrollte, war nur noch die Lüftungsanlage zu hören. Durchaus ein bewegender Moment.

Wenige Momente danach ertönte der Anpfiff, und die ersten Minuten bewiesen: Chelsea ist eine Topmannschaft. Wir waren uns schnell einig, dass es nicht gut für Salzburg ausgehen wird, wenn die „Blues“ das Tempo der ersten zehn Minuten über 90 Minuten beibehalten würden. Vor allem die Wendigkeit und der Speed von Raheem Sterling hinterließen einen nachhaltigen Eindruck. Das Team von Matthias Jaissle konnte in den ersten 45 Minuten jedoch alles wegverteidigen, weshalb es mit einem 0:0 in die Pause ging.

Bitter, allerdings auch mehr als verdient, war nach dem Wiederanpfiff das schnelle 1:0 durch Sterling. Das von 40.000 Chelsea-Fans gesungene „Who are Ya?“ mit gleichzeitigem Fingerzeig auf den Auswärtssektor machte die Gesamtsituation nicht gerade besser. Viele schlossen wohl spätestens zu diesem Zeitpunkt mit einem Punktgewinn ab.

Umso überraschender und fast schon wie aus dem Nichts traf Noah Okafor zum 1:1 – der Ausgleich bedeutete pure Ekstase bei Fans und Spielern. Der auf die Bande gesprungene Junior Adamu musste von den Ordnern regelrecht zurückgehalten werden.

Nach einem kurzen Moment der Freude waren in der Folge starke Nerven gefragt. Die Potter-Elf wollte sich nicht mit dem Unentschieden zufriedengeben und fand in der Schlussphase noch die eine oder andere Riesenchance vor. Die Erleichterung war groß, als Schiedsrichter Ivan Kruzliak die Partie endlich abpfiff. Und trotz des Unentschiedens fühlte sich der Punktgewinn wie ein Sieg an. Dementsprechend wurde die Mannschaft minutenlang gefeiert und noch mal aus der Kabine geholt, bis die Ordner keine Lust mehr hatten und uns förmlich aus dem Stadion warfen.

Vor der Stamford Bridge wurde schließlich noch kurz weitergefeiert, ehe man sich in eine Bar, zum Flughafen oder – wie bei mir – ins Bett aufmachte.