„Gema Bullen!“, stimmte sich die U16-Mannschaft der Red Bull Fußball Akademie kurz vor dem Anpfiff auf jedes der fünf Spiele bei der Next Generation Trophy 2023 ein.
Bei der 14. Auflage des prestigeträchtigen Jugendturniers wurde das Gastgeber-Team von Tobias Kern betreut. Der gebürtige Berchtesgadener kam im Jahr 2017 als Jugendtrainer zum FC Red Bull Salzburg. In der Saison 2021/22 war der 36-Jährige unter Rene Aufhauser Co-Trainer beim FC Liefering. Eine amüsante Episode aus der Wintervorbereitung 2022: Als sich der damalige Probespieler Lawrence Agyekum im Testspiel gegen Valencia II verletzt hatte, streifte sich der Assistenztrainer mangels Wechseloptionen das Trikot der Jungbullen über und kam so zu einem Einsatz für den FC Liefering.
Im vergangenen Jahr übernahm Tobias Kern die Red Bull AKA U16 und fuhr prompt den Meistertitel ein.
„Wenn ich mir unsere ersten drei Wochen der Vorbereitung so ansehe, dann darf man unserer Mannschaft durchaus etwas zutrauen“, versprach der Deutsche vor dem Start der Next Generation Trophy nicht zu wenig. Die U16-Mannschaft der Red Bull Fußball Akademie durfte sich am Ende von drei intensiven und heißen Tagen über den dritten Platz freuen.
Vor dem Start des Turniers gab es allerdings einen Wermutstropfen zu verkraften. Stürmer Dominik Dobis, der in der vergangenen Saison 26 Mal für die Red Bull AKA U15 traf, konnte nach Informationen von VICTAURI.at aufgrund einer Fußverletzung nicht mitwirken. Der 20 Spieler umfassende Kader war dennoch mit zahlreichen Talenten gespickt:
Nummer | Nachname | Vorname |
1 (GK) | Sykora | Gabriel |
21 (GK) | Gugg | Diego |
2 | Schiendorfer | Noah Vinzenz |
3 | Eberharter | Simon |
4 | Pokorny | Jakob Vinzenz |
6 | Fabian | Lukas |
7 | Bahadir | Arda |
8 | Danis | Can |
10 | Nisic | Said |
11 | Jozepovic | Nicolas |
12 | Oberascher | Luca |
14 | Masching | Nico |
15 | Moser | Johannes |
16 | Velasquez | Alberto |
17 | Werner | Jakob Oskar |
18 | Schaider | Christoph |
19 | Oberascher | Nico |
20 | Feldinger | Rafael |
22 | Hofmann | Florian |
25 | Pitzer | Noel |
Den ersten Sieg in der Schlussphase fixiert
Für elf von ihnen wurde es am Donnerstag um 11:00 Uhr beim Turnierauftakt gegen den FC Kopenhagen das erste Mal Ernst. Folgende Startformation schickte Tobias Kern auf das Feld:
Die Jungbullen agierten von Beginn weg enorm forsch und schnürten die Dänen am eigenen Sechzehner ein. In der siebenten Spielminute fing Rafael Feldinger einen Pass im Kopenhagener Spielaufbau ab. Der Ball kam zu Johannes Moser, der mit links zum 1:0 in die Maschen traf. „Weiter Jungs! Die können nicht mehr!“, war nach dem frühen Führungstreffer von den Salzburgern zu hören.
Die Kern-Auswahl verpasste es aber, auf 2:0 zu stellen. Im Gegenzug rettete Torhüter Diego Gugg mit einer starken Fußparade gegen Oskar Fenger in höchster Not. Nur wenige Augenblicke später war der Schlussmann der Roten Bullen gegen die Kopenhagener Nummer neun jedoch machtlos. So ließ sich eines der größten Talente der Dänen seine zweite Top-Chance, die er mit einer Balleroberung selbst eingeleitet hatte, nicht nehmen und glich zum 1:1 aus (20.).
In der zweiten Hälfte attackierten die Salzburger nicht mehr so früh wie noch im ersten Spielabschnitt. Kopenhagen wurde mutiger und hatte vor allem über Abdul Daramy die eine oder andere Chance auf die Führung. Mit einer Schlussoffensive gelang den Jungbullen jedoch das 2:1. Said Nisic musste nach einem Stanglpass von Can Danis nur mehr einschieben (48.). Der erste Sieg war in der Tasche.
Pleite gegen die „Reds“
Nach dem erfolgreichen Auftakt hatten die heimischen Talente bis zum zweiten Gruppenspiel gegen den FC Liverpool (16:20 Uhr) eine lange Pause. Im Laufe des Nachmittags traf der FC Kopenhagen auf den LFC und fertigte die „Reds“ sehr überraschend mit 7:0 ab.
Doch ausgerechnet gegen die Red Bull Fußball Akademie hatten die Engländer, die das internationale Kräftemessen als Zwölfter auf dem letzten Platz beendeten, den einzigen Sieg des Turniers geholt.
Dieser Elf schenkte Tobias Kern gegen den FC Liverpool von Beginn an das Vertrauen:
Die Salzburger waren nach dem Anpfiff zwar erneut äußerst aktiv, hatten aber Pech im Abschluss. In der Anfangsphase landete der Ball gleich mehrmals an Pfosten oder Stange (9.). So ging der LFC im Gegenzug mit der ersten Chance in Führung. Oghene-Kobaro Akaunu besorgte nach einem Freistoß per Kopf das 1:0 (14.). Die Antwort ließ aber nicht lange auf sich warten. Nach einer schönen Vorlage von Johannes Moser schlenzte Nicolas Jozepovic den Ball ins rechte untere Eck (17.).
In der verbleibenden Spielzeit der ersten Hälfte konnte die Kern-Elf allerdings nicht nachsetzen. Nach der Pause schlug vielmehr Liverpool wieder zu. Der Treffer fiel erneut nach einem Freistoß. Alfie Hough köpfte wie aus dem Lehrbuch zum 2:1 ein (30.). Nur eine Minute später landete die Kugel nach einem weiteren ruhenden Ball der „Inselkicker“ nur an der Querlatte (31.). In der verbleibenden Spielzeit war die Liverpool-Abwehr nicht mehr zu überwinden, weshalb es eine knappe Niederlage setzte.
Damit schloss die Red Bull Fußball Akademie die Gruppenphase als Zweiter ab und traf am Freitag im Viertelfinale (09:30 Uhr) auf Club Brügge.
„Red Bull Scheiße“
Die Startelf gegen die Belgier:
Das erste Spiel an Tag zwei war, obwohl die Temperaturen erst ihren Tageshöchstwert erreichen sollten, hitzig. Das lag daran, dass sich die Zuschauerinnen und Zuschauer an Platz zwei mit guter Sicht direkt hinter den Trainerbänken postieren und ihre Meinung dementsprechend lautstark kundtun konnten. Von dieser Gelegenheit machten vor allem die mitgereisten Familienangehörigen aus Belgien Gebrauch, die bereits nach zwei Minuten jubeln durften. Nach einer Ecke stellte Gilles Vansteenland auf 1:0.
Wenige Momente später verhinderte Torhüter Diego Gugg den zweiten Gegentreffer (4.) und so blieb die intensiv geführte Partie lange offen, obwohl die Jungbullen nach der Gelb-Roten für Arda Bahadir (28.) den Großteil der zweiten Hälfte in Unterzahl agierten. Der Mittelfeldspieler der Salzburger war zu Beginn der fünfminütigen Halbzeitpause wegen Kritik verwarnt worden und musste nur drei Minuten nach Wiederanpfiff nach seinem ersten Foul mit der Ampelkarte vom Feld.
„Natürlich ist das Spiel jetzt kaputt!“, richtete die Heim-Bank dem Linienrichter aus, hatte mit der Einschätzung aber nicht ganz recht. Denn die Red Bull Fußball Akademie nahm das Heft immer mehr in die Hand und erzwang kurz vor Spielende einen Strafstoß. Eine extrem harte Entscheidung, welche die belgischen Zuschauer mit „Scheiße Red Bull“-Rufen quittierten. Der gefoulte Nicolas Jozepovic ließ sich die Gelegenheit aber nicht nehmen und glich per „Panenka“ staubtrocken zum 1:1 aus (50.).
Die Entscheidung fiel schließlich im Elfmeterschießen, in dem sich die Salzburger U16-Auswahl durchsetzte. Nachdem Diego Gugg den letzten Brügge-Versuch pariert hatte, schoss Jakob Pokorny die Jungbullen ins Halbfinale.
Aus gegen Sporting
Dort wartete nach einer mehrstündigen Pause im letzten Spiel des zweiten Tages (16:40 Uhr) Sporting. Diese Elf sollte den Weg ins Finale ebnen:
Beiden Mannschaften merkte man die anstrengenden ersten beiden Tage sowie die hohen Temperaturen an. Das Tempo war nicht mehr so hoch wie noch zum Turnierstart. Torchancen ergaben sich ebenso nicht viele. Eine Einzelaktion sorgte schließlich für die Führung der Portugiesen. Chris Grombahi bezwang Torhüter Diego Gugg (31.).
In der Folge ließen die Sporting-Youngsters die Minuten kontinuierlich verstreichen. Die Kern-Auswahl konnte sich trotz einer Schlussoffensive keine nennenswerten Torchancen erspielen und musste sich geschlagen geben, während Sporting ins Endspiel einzog, wo Red Bull Bragantino wartete.
Bronze für die Red Bull Fußball Akademie
Für die Jungbullen war das Turnier allerdings noch nicht vorbei. So ging es am Samstag, dem letzten Turniertag, gegen RB Leipzig um die Bronzemedaille. Diese Burschen sollten Platz drei holen:
Wie es Moderator Manuel Buck treffend formulierte, brachte die Red Bull Fußball Akademie die Salzburger Festspiele wahrlich von der Innenstadt nach Liefering. Zunächst besorgte Nico Masching die 1:0-Führung für das Kern-Kollektiv (7.).
Leipzigs Samim Bigi hatte rasch die Antwort parat (9.) und Abdul Baki Al Khalaf, der zusammen mit Kopenhagens Abdul Daramy bester Torschütze des Turniers wurde, drehte kurz vor dem Halbzeitpfiff die Partie (22.). Im zweiten Spielabschnitt brachten Alberto Velasquez und Johannes Moser frischen Schwung. Ersterer bediente in der 32. Minute Zweiteren, im Nachschuss gelang aus kurzer Distanz der 2:2-Ausgleich.
Die Schlussphase blieb weiterhin spannend, da erneut Samim Bigi zunächst das Leipziger 3:2 besorgte (42.). Doch dann drehte der finnisch-peruanische Angreifer Alberto Velasquez auf und sicherte der Red Bull Fußball Akademie mit einem Doppelschlag (43., 47.) den 4:3-Erfolg und damit den dritten Platz bei der Next Generation Trophy 2023. Den Siegtreffer hatte Johannes Moser mit einem sehenswerten Chip aus dem Halbfeld über die gegnerische Abwehr vorbereitet.
Die auffälligsten Salzburger
Während des dreitägigen Jugendturniers konnten gleich mehrere Spieler auf sich aufmerksam machen. VICTAURI.at war am meisten von Johannes Moser überzeugt.
Der offensive Mittelfeldspieler, der in beiden Formationen, in denen die Jungbullen aufliefen, jeweils als Zehner spielte, fiel am vergangenen Wochenende nicht nur mit seiner einbandagierten linken Hand auf. In der Offensive der Jungbullen liefen fast alle Aktionen über den 15-Jährigen. Johannes Moser hat ein sehr gutes Gespür für den Raum. Er weiß, wo er sich auf dem Feld bewegen muss, um für Gefahr zu sorgen – entweder selbst, mit einem Dribbling, oder einem Pass für den Mitspieler. Mit dem Ball am Fuß ist er sehr selbstsicher und mutig. Auffällig war, dass sich der Rechtsfuß im Angriff sehr oft auf die linke Seite fallen ließ und von dort mit Dribblings an die Grundlinie für Gefahr sorgte. Der Zehner ist zudem für die Standardsituationen seiner Mannschaft zuständig.
Seine Bewegungen sind wie selbstverständlich und flüssig. Aufgrund seiner Physis ist er nur schwer von der Kugel zu trennen. Der Kärntner, der seit August 2021 in der Red Bull Fußball Akademie spielt, kann sowohl mit rechts als auch mit links Angriffe initiieren oder in aussichtsreichen Positionen abschließen. Johannes Moser, der beim Cordial Cup im vergangenen Mai als bester Spieler des Finales ausgezeichnet und zuvor beim BWK Arena Cup als Mittelfeldspieler bester Torschütze wurde, ist definitiv ein spannender Spielertyp, den es in den kommenden Jahren im Auge zu behalten gilt.
Neben Johannes Moser konnte auch Jakob Pokorny überzeugen. Der Innenverteidiger stand in jedem der fünf Spiele in der Startelf und trug, wie auch in der österreichischen U16-Auswahl, dabei mitunter die Kapitänsbinde. Der Abwehrspieler, der wie Johannes Moser ebenfalls Kärntner ist, hat ein gutes Tempo und strahlte bei der Next Generation Trophy viel Ruhe aus.
Als letzter Mann putzte er nicht selten mit einer Grätsche aus oder lief seine Gegenspieler gekonnt ab. Im Spielaufbau glänzte der Rechtsfuß mit feinen Eröffnungs-Pässen. Vor allem in der ersten Partie gegen Kopenhagen, als er als rechter und zentraler Abwehrspieler in einer Dreierkette agierte, verteidigte er stets zielstrebig nach vorne. Im Viertelfinale gegen Club Brügge übernahm er Verantwortung und verwandelte den letzten Elfmeter höchst souverän in den rechten Winkel.
Für VICTAURI.at spielte sich das Kärntner Duo besonders ins Rampenlicht. Eine Vielzahl anderer Spieler zeigte aber ebenso auf. So zum Beispiel Alberto Velasquez. Der Stürmer mit einer finnischen Mutter und einem peruanischen Vater steht bei HJK Helsinki unter Vertrag und absolviert derzeit ein Probetraining in Salzburg. Im Zuge dessen nahm er an der Next Generation Trophy teil.
Der 15-Jährige brauchte allerdings ein wenig, um ins Turnier zu finden, überzeugte von Tag zu Tag dann immer mehr. Besonders in der Partie um Platz drei zeigte der Stürmer auf. Der Doppelpack im letzten Spiel gegen RB Leipzig freute seine Eltern, die live vor Ort waren, besonders.
Alberto Velasquez kam hauptsächlich als Angreifer im Doppelsturm zum Einsatz, kann jedoch auch auf dem Flügel, vornehmlich links, agieren. Der Offensivspieler ist sehr athletisch und agil. Seine größte Stärke liegt im Dribbling. Nach Informationen von VICTAURI.at wechselt der finnisch-peruanische Angreifer nach seinem 16. Geburtstag im nächsten Sommer fix in die Festspielstadt.
Ein weiterer spannender Offensivmann ist Nicolas Jozepovic. Der Stürmer erzielte in der abgelaufenen Saison in der ÖFB Jugendliga U15 ganze 28 Tore und krönte sich damit vor Mitspieler Dominik Dobis (26 Treffer) zum Torschützenkönig. Der ÖFB-Jugendteamspieler traf im Viertelfinale gegen Club Brügge per Strafstoß zum 1:1. Bei der Next Generation Trophy konnte der 15-Jährige jedoch nicht an seine Leistungen in der Vorsaison anknüpfen. Im Besonderen gegen den FC Liverpool sowie gegen RB Leipzig vergab der Österreicher mit kroatischen Wurzeln mehrfach gute Gelegenheiten.
Ebenfalls auf sich aufmerksam machen konnten Arda Bahadir und Lukas Fabian. Der wendige Arda Bahadir stellte seine Stärke im Dribbling einige Male unter Beweis. Lukas Fabian erinnerte als Abräumer und Antreiber auf der Sechs an Nicolas Seiwald.
Die U16 der Red Bull Fußball Akademie präsentierte sich insgesamt auf Augenhöhe mit den anderen Mannschaften, darunter auch mit Finalist Sporting, fiel jedoch spielerisch, aber vor allem technisch teilweise deutlich ab. Am vergangenen Wochenende bewies die Red Bull Fußball Akademie Salzburg aber definitiv, dass sie einige Talente in ihren Reihen hat. Wer den Sprung in den Profi-Bereich schafft, wird sich in den kommenden Monaten und Jahren zeigen.
Statistiken:
Tore: Nicolas Jozepovic (2), Johannes Moser (2), Alberto Velasquez (2), Nico Masching (1), Said Nisic (1)
Vorlagen/Vorarbeiten: Johannes Moser (3), Can Danis (1), Rafael Feldinger (1), Noel Pitzer (1), Alberto Velasquez (1)