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Letsch-Ansage zum Antritt: „Wir wollen Meister und Pokalsieger werden“

Thomas Letsch bei der Antritts-Pressekonferenz des FC Red Bull Salzburg. (c) Andreas Schaad – FC Red Bull Salzburg

Der FC Red Bull Salzburg hat kein gutes Halbjahr hinter sich. Mit Thomas Letsch wollen die „Bullen“ wieder in die Erfolgsspur finden. Der Neo-Cheftrainer ruft Meistertitel und Cupsieg als Saisonziele aus.

Etwas mehr als eine halbe Stunde dauert die Antritts-Pressekonferenz von Thomas Letsch. Von den ersten rund zwölf Minuten bekommen die Fans vor den Bildschirmen jedoch kaum etwas mit – im Livestream fehlt der Ton und noch dazu manchmal auch das Bild.

„Dass Thomas schon einmal hier war und die Akademie sowie Liefering kennt, ist sicher ein Aspekt, aber nicht der ausschlaggebende Punkt“, erklärt Geschäftsführer Sport Rouven Schröder zu Beginn die Verpflichtung des 56-Jährigen und verweist auf die Entwicklung, die Letsch in den letzten Jahren genommen habe. „Wir sind sehr froh, dass Thomas da ist. Die ersten Gespräche zwischen den Feiertagen haben gezeigt, wie sehr er im Fußball drinnen ist. Er ist genau der richtige Mann am richtigen Ort. Mit seiner Klarheit und Sachlichkeit wird er perfekt hineinpassen. Dieselbe Frisur haben wir auch“, sorgt Schröder für Schmunzler im gut gefüllten Pressekonferenz-Raum in der Red Bull Arena.

„Es fühlt sich gut an, jetzt hier zu sitzen“, sagt Letsch und bedankt sich bei Schröder sowie CEO Stephan Reiter für das ihm entgegengebrachte Vertrauen. Der Deutsche arbeitete bereits in Salzburg. Ralf Rangnick hatte Letsch einst in den „Red-Bull-Kosmos“ geholt, wo er in der Salzburger Red Bull Fußball Akademie anfing und später Trainer des FC Liefering wurde. Im Dezember 2015 war Letsch für zwei Spiele Interimscoach beim FC Red Bull Salzburg und kehrte danach auf die Trainerbank der „Jungbullen“ zurück. Im Sommer 2017 verließ er Salzburg, nicht gerade im Guten. Denn U18-Trainer Marco Rose wurde ihm nach dem Aus von Oscar Garcia als Cheftrainer beim FC Red Bull Salzburg vorgezogen. Das sei mittlerweile kein Thema mehr. „Was irgendwann mal war, ist völlig zweitrangig“, sagt Letsch und verweist darauf, dass seit seiner Zeit an der Salzach viel passiert sei. Er freue sich vielmehr, dass sein Arbeitsplatz nun in der Nähe des Wohnorts von ihm und seiner Familie ist.

Letsch: „Der Fußball wird sicher wieder etwas ähnlicher sein als das, was Pep Lijnders zuletzt gemacht hat“

Auf den Neo-Coach wartet eine Menge Arbeit. Als Tabellenfünfter startet der FC Red Bull Salzburg in der Bundesliga mit zehn Punkten Rückstand auf Leader SK Sturm Graz in das neue Jahr. „In der Tabelle stehen wir jetzt auf einer für den Verein ungewohnten Position. Es ist aber nicht so, dass nichts mehr möglich ist. Ich sehe die Chance“, sagt Letsch. „Ich freue mich auf eine total spannende Aufgabe. Ich denke, dass in der Truppe und im ganzen Staff viel Potenzial steckt. Jetzt geht es darum, eine Einheit zu bilden.“ Die Ziele? „Wir wollen logischerweise Meister und Pokalsieger werden.“

Zum Start hat Letsch mit dem Testspiel gegen den FC Bayern München und den beiden UEFA Champions League-Partien auswärts gegen Real Madrid und daheim gegen Atletico Madrid gleich drei harte Brocken vor der Brust. Schröder appelliert, die Partien richtig einzuordnen: „Es ist klar, dass wir ambitioniert sind, aber wir wissen auch, gegen wen wir spielen. Wir schenken die Spiele nicht ab, wichtig ist aber: Im Februar in Linz (wo das ÖFB Cup-Viertelfinale ansteht, Anm.) beginnt es. Die Einordnung ist mir wichtig.“ Letsch hat jedenfalls gute Erinnerungen an die Münchner. Sein letzter Pflichtspielsieg, im Februar 2024 als Trainer des VfL Bochum, war gegen die Bayern (3:2). Für das Testspiel in der Red Bull Arena am Dreikönigstag sind bis jetzt 23.000 Tickets verkauft.

Thomas Letsch und Rouven Schroeder freuen sich auf die Zusammenarbeit. (c) Andreas Schaad – FC Red Bull Salzburg

Im Jänner ergibt sich aber definitiv die Möglichkeit, Systeme und Abläufe einzustudieren. Wie soll der Fußball unter Thomas Letsch ausschauen? „Der Fußball wird sicher wieder etwas ähnlicher sein als das, was Pep Lijnders zuletzt gemacht hat – ohne, dass ich jetzt ganz genau weiß, was Pep gemacht hat.“ Den Begriff „Red-Bull-Fußball“ benutze der Ex-VfL-Coach aber relativ selten. „Mir geht es mehr um aktiven Fußball. Wir wollen klare Prinzipien haben, die mit dem System gar nichts zu tun haben. Mir ist es wichtig, dass die Spieler auf ihren besten Positionen spielen. Dafür muss ich die Mannschaft kennenlernen.“

Neben Letsch kommt mit Kai Hesse ein weiterer Deutscher nach Salzburg. Der Co-Trainer soll sich künftig schwerpunktmäßig um die Aufbereitung der Standardsituationen kümmern, wie Letsch mitteilt. Assistenzcoach Onur Cinel, der seit 2023 an der Salzach tätig ist, wird die Gegneranalyse übernehmen, wobei am Ende ohnehin alles zusammenlaufen soll. Torwarttrainer Eddie Gustafsson kehrt hingegen in die Red Bull Fußball Akademie zurück. Diese Entscheidung sei schon vor der Letsch-Ankunft getroffen worden. Mit Pedro Pereira und David Schartner sei man gut aufgestellt. Bernhard Seonbuchner ist mittlerweile ebenfalls wieder in der Red Bull Fußball Akademie tätig.

Fernando wohl vor Abgang

Auch über den einen oder anderen Spieler wurde bei der Pressekonferenz gesprochen. Stürmer Karim Onisiwo kam am gestrigen Donnerstag als erster Winter-Neuzugang vom 1. FSV Mainz 05 nach Salzburg. „Ich kenne Karim natürlich schon länger. Er ist immer noch jemand, der total brennt. Er hat jetzt Bock auf die Sache hier. Er ist ein anderer Spielertyp, von der Persönlichkeit und vom Alter her. Deshalb tut er uns absolut gut“, ist Letsch überzeugt und fügt an: „Ich habe auch schon leidvolle Erfahrungen mit ihm gemacht. Bei meinem letzten Verein hat er uns ganz schön abgeschossen, der Hund. Aber jetzt ist er auf der richtigen Seite“, verweist der neue Trainer der Salzburger indirekt auf Onisiwos Hattrick gegen den VfL Bochum im Jänner 2023.

Auch Schröder ist vom 32-jährigen Ex-ÖFB-Nationalspieler überzeugt: „Karim ist ein Spieler, der andere mitreißen und andere Spieler besser machen kann. Er ist ein Arbeiter und hat Charakter.“ Der Geschäftsführer Sport hat zudem eine klare Ansage: „Wir brauchen Spieler, die sich hundert Prozent identifizieren.“ Zudem schiebt er nach: „Falls wir etwas machen, ist es wichtig, dass wir überzeugt von dem Spieler sind und auch den Platz haben. Aktuell haben wir einen quantitativen Kader, da muss sich sicherlich auch ein Stück weit etwas bewegen. Jeder hat die Chance, sich unter Thomas Letsch ins Rampenlicht zu spielen. Für uns ist es wichtig, zu schauen, wer sich wie in den nächsten ein bis zwei Wochen schlägt. Etwas (auf dem Transfermarkt, Anm.) zu machen, nur um irgendwelche Dinge zu erfüllen, das werden wir nicht tun.“

Über andere Stürmer wurde ebenfalls gesprochen. Bei Dauer-Patient Fernando mache man sich Gedanken in Richtung Abgang, so Schröder. Die jungen Talente von Kooperationspartner FC Liefering, wie zum Beispiel Phillip Verhounig, dessen Vertrag im kommenden Sommer ausläuft, stehen laut dem Geschäftsführer Sport unter Beobachtung. Jeder einzelne könne sich mit guten Leistungen anbieten. Schröder gleichzeitig: „Wenn ein Spieler kommt und sagt, er möchte aktiv weg, sind wir offen.“

Auf die Frage von VICTAURI.at, in welche Richtung sich der FC Red Bull Salzburg national sowie international langfristig entwickeln möchte, geht Schröder nicht näher ein. „Wir sollten uns darauf fokussieren, was jetzt passiert. Die großen Phrasen hin zu schmettern, finde ich unangebracht. Der Fokus liegt auf dem Start der Rückrunde.“ Das Angebot an VICTAURI.at, die langfristige Ausrichtung des Klubs bei einer Tasse Kaffee zu besprechen, wird hiermit gerne angenommen.

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