Ein Duell zwischen dem FC Red Bull Salzburg und dem FC Bayern München verspricht Spektakel und viele Tore. Der österreichische Serienmeister und sein deutscher Counterpart trennten sich am Freitag mit einem spektakulären 4:4-Unentschieden. VICTAURI.at liefert einige Erkenntnisse aus dem ersten Testspiel der Frühjahrsvorbereitung.
Die Personalsituation
Die Verletzungsprobleme vom vergangenen Herbst sind auch im neuen Jahr noch zu spüren. Mit Nicolas Capaldo, Ousmane Diakite, Fernando, Daouda Guindo, Bryan Okoh, Justin Omoregie, Samson Tijani und Andreas Ulmer fielen gleich acht Spieler verletzungsbedingt bzw. angeschlagen aus. Ersatztorhüter Alexander Walke stand ebenfalls nicht im Kader.
Dafür durften sich einige Talente des FC Liefering in München beweisen. Raphael Hofer, Lukas Ibertsberger und Karim Konate erhielten Spielminuten gegen Thomas Müller & Co. Lawrence Agyekum saß, wie Mark Gevorgyan, 90 Minuten lang auf der Bank. Jonas Krumrey war nicht auf der Spielerliste zu finden.
Bekanntlich begleiten Agyekum, Hofer, Ibertsberger, Konate und Krumrey die Roten Bullen ins Trainingslager nach Spanien.
Kamil Piatkowski befand sich ebenfalls nicht im Jaissle-Aufgebot. Der Pole steht kurz vor einem Leihwechsel, zuletzt wurde er mit Feyenoord Rotterdam und Leicester City in Verbindung gebracht. Die Niederländer sollen Medienberichten nach inzwischen jedoch aus dem Rennen sein.
Die Formationen
Salzburg-Cheftrainer Matthias Jaissle entschied sich in der ersten Hälfte für die gewohnte 4-4-2-Formation mit Raute. In der zweiten Spielhälfte war ein flexibles 4-2-3-1 erkennbar, in dem Maurits Kjaergaard etwas offensiver agierte als Lucas Gourna-Douath. Nach den ersten 45 Minuten tauschte Jaissle bis auf Schlussmann Philipp Köhn die gesamte Mannschaft aus.
Die Mannschaft in Hälfte eins:
Die Mannschaft in Hälfte zwei:
Sicherer Rückhalt
Vier Gegentore sprechen in den meisten Fällen zwar gegen einen Torhüter, Philipp Köhn konnte sich im Spiel gegen die Bayern jedoch einige Male auszeichnen. Der Schweizer blieb bis zum Schluss konzentriert und hielt in der dritten Minute der Nachspielzeit nach einem Kopfball von Bayerns Yusuf Kabadayi das Unentschieden fest.
Zwar wäre der 2:3-Anschlusstreffer der Bayern durch Arijon Ibrahimovic möglicherweise haltbar gewesen, fest steht jedoch, dass sich der 24-Jährige mit solchen Leistungen weiterhin für einen Transfer zu einem Klub aus den Top-5-Ligen empfiehlt.
Robuste Defensive
Auch eine Abwehrkette kann sich mit vier erhaltenen Gegentreffern nicht zwingend zufriedengeben. Einmal mehr sei allerdings auf die Offensivqualität der Bayern, die kommende Woche gegen RB Leipzig schon wieder in die Bundesliga starten, verwiesen.
Im Duo mit Strahinja Pavlovic machte Frankfurt-Leihgabe Jerome Onguene jedenfalls eine gute Figur. Der Kameruner war in den Zweikämpfen stets präsent, offenbarte jedoch die eine oder andere Unsicherheit mit dem Ball am Fuß. Als kurz- bis mittelfristige Defensiv-Lösung dürfte der 25-Jährige den ersten Eindrücken zufolge aber eine gute Wahl sein.
Auch Samson Baidoo und Lukas Ibertsberger konnten positiv auf sich aufmerksam machen. Baidoo sorgte kurz nach der Pause beinahe für den Anschlusstreffer, sein Kopfball ging nur an die Querlatte. Den „zweiten Rebound“ sollte Konate schließlich im Tor unterbringen.
Ibertsberger tat sich vor allem mit präzisen, vertikalen Zuspielen und scharfen Hereingaben hervor. In Eins-gegen-eins-Situationen mit den flinken Bayern-Angreifern hatte er in manchen Situationen jedoch das Nachsehen.
Auch für Ignace Van der Brempt war das Tempo teilweise etwas zu hoch. Amar Dedic benötigt ebenso noch mehr Spielpraxis. Im Allgemeinen hatten die Außenverteidiger, wenig überraschend, mehr Defensiv- als Offensiv-Aktionen.
Ausbaufähiges Mittelfeld
Eine wichtige Aufgabe für das Trainerteam rund um Matthias Jaissle wird sein, Stabilität in das Mittelfeld zu bekommen. Das 1:0 für die Münchner ergab sich aus einer misslungenen Pressingsituation, in der Struktur und letzte Konsequenz fehlten. Anker-Sechser Nicolas Seiwald war aufgrund der fehlenden Ordnung zum Beispiel plötzlich auf dem rechten Flügel zu finden. Dies nutzte das Team von Coach Julian Nagelsmann mit seiner Qualität eiskalt aus.
Der gebürtige Kuchler machte in der Vergangenheit im Allgemeinen auf einer etwas offensiveren Position den besseren Eindruck. Mit Gourna-Douath haben sich die Mozartstädter zudem bereits im vergangenen Sommer einen prädestinierten Sechser ins Boot geholt.
Dem 19-Jährigen fehlte gegen den deutschen Rekordmeister nach seiner Verletzung zwar noch etwas die Spielpraxis, mit guten Pressingmomenten und klugen Pässen kamen seine Qualitäten aber immer wieder zum Vorschein. Den Ausgleich zum 4:4 durch Noah Okafor leitete der Franzose mit einem herrlichen Pass über die Bayern-Abwehr ein.
Gegen Ende des Spiels griff sich Gourna-Douath allerdings kurz auf die Rückseite des linken Oberschenkels – hoffentlich nicht eine abermalige Verletzung.
Ebenfalls überzeugen konnte Luka Sucic. Der Kroate leitete den 1:1-Ausgleich von Sekou Koita in Modric-Manier ein und profitierte in einigen Szenen von seiner Fähigkeit, Situationen zu antizipieren. Auch Rückkehrer Amankwah Forson zeigte auf, der Ghanaer hatte kurz nach der Pause zwei gute Abschlüsse und kann im restlichen Saisonverlauf mit Sicherheit eine gute Rolle spielen.
Noch etwas Zeit brauchen Raphael Hofer, Dijon Kameri und Maurits Kjaergaard. Die jungen Mittelfeldspieler konnten ihr Talent gegen die Bayern nicht aufblitzen lassen.
Keine Sorgen im Angriff
Allen Anschein nach müssen sich die Salzburg-Fans hinsichtlich des Angriffs keine großen Sorgen machen. Vier Treffer gegen die Bayern, das spricht für eine schlagkräftige Offensivabteilung.
In der ersten Hälfte tat sich vor allem Sekou Koita hervor. Der flinke Stürmer behielt nach etwas mehr als einer Viertelstunde die Ruhe und netzte zum 1:1-Ausgleich. Darüber hinaus setzte er hin und wieder seine Mitspieler sehenswert in Szene. Wenn der Malier fit bleibt, kann er definitiv Ansprüche auf einen Stammplatz stellen.
Eine überzeugende, fast schon beeindruckende Kostprobe gab Karim Konate ab. Der 18-Jährige stellte bereits im Liefering-Trikot seine Torjägerqualitäten unter Beweis und stand gegen die Bayern kurz nach der Pause goldrichtig. Körperlich konnte der Ivorer definitiv mit dem hochkarätigen Gegner mithalten.
Noah Okafor machte dort weiter, wo er im vergangenen Jahr aufgehört hatte. Der Schweizer brillierte kurz vor Schluss mit einer hervorragenden Ballannahme und dem darauffolgenden Ausgleichstreffer zum 4:4, womit er einen Doppelpack schnürte. Ein Transfer im Sommer wird wohl unausweichlich sein.
Benjamin Sesko blieb dafür etwas hinter den Erwartungen zurück und konnte seine Stärken nicht ausspielen. Ob der quantitativen und qualitativen Konkurrenz im Angriff muss der groß gewachsene Angreifer leistungstechnisch auf jeden Fall einen Zahn zulegen.
Ein erstes Fazit
Es ist erst ein Testspiel gespielt, die Vorbereitung ist noch lang, und gegen Teams mit der Qualität des FC Bayern wird sich nicht wöchentlich gemessen. Salzburgs Grundprinzipien – situatives Pressing, vertikales Angriffsspiel, hohe Intensität – konnten jedoch bereits beobachtet werden und funktionierten schon zu einem frühen Zeitpunkt der Vorbereitung phasenweise gut.
Ein Kritikpunkt: Drei der vier Gegentore erhielten die Salzburger in der zweiten Hälfte, als bei den Bayern überwiegend die zweite Garnitur zum Einsatz kam.
Wichtige Punkte werden, mit Blick auf die beiden Europa-League-Partien gegen die Roma, die Stabilität im Mittelfeld nach Ballverlusten und, mit Fokus auf die Liga, das Spiel mit dem Ball sein. Wichtig zudem: Verletzungen unbedingt vermeiden.
Die aktuelle Top-Elf von VICTAURI.at: