Der FC Red Bull Salzburg hatte in der abgelaufenen Saison mit Verletzungsproblemen zu kämpfen. VICTAURI.at mit einem Rückblick:

Der 14. September 2022 war ein durchaus erfolgreicher UEFA-Champions-League-Abend für den FC Red Bull Salzburg. An der Stamford Bridge in London konnten Sturm und Drang der Chelsea-Offensivreihe zwar nicht zur Gänze eingedämmt werden – Raheem Sterling besorgte kurz nach der Halbzeit das 1:0. Glück –, Mentalität und ein Tor von Noah Okafor sorgten jedoch für den zweiten Punkt im zweiten Gruppenspiel in der Königsklasse. Der Jubel bei den mitgereisten Fans des FC Red Bull Salzburg war groß. Mit ein klein wenig mehr Verständnis des englischen Sicherheitspersonals wäre im Stadion wohl noch einige Zeit weitergefeiert worden. So verlagerte sich das Geschehen in die Pubs rund um die Stamford Bridge.

Punktgewinn mit Wermutstropfen

Trotz der allgemeinen Heiterkeit lag ein Schatten über dem Spiel, der mit Fortdauer der Saison immer größer werden sollte. Zehn Pflichtspiele hatte Fernando für den FC Red Bull Salzburg absolviert, ehe es zu der folgenschweren Verletzung kam. Beim Aufwärmen unmittelbar vor dem Spiel gegen Chelsea erlitt Fernando eine Blessur am Oberschenkel. Von außen betrachtet zunächst als harmlose Verletzung eingestuft, musste das Comeback dann jedoch immer wieder verschoben werden. Der 24-Jährige, der in seinen ersten acht Bundesligaspielen viermal getroffen und vier Tore vorgelegt hatte, sollte im Jahr 2022 schließlich kein Spiel mehr absolvieren.

Neues Jahr, neues Glück. Fernando kam im ÖFB-Cup gegen den SK Sturm Graz endlich zurück, einige Tage darauf schoss er in der Liga gegen den SC Austria Lustenau einen Doppelpack – ehe es wieder zwickte. Vor dem Play-off-Rückspiel in der UEFA Europa League gegen die AS Roma wurde abermals eine Hiobsbotschaft überbracht: Fernando fiel aus. Zunächst waren es Oberschenkelprobleme, danach wurde der Rücken als „Ausfallgrund“ angegeben. „Da gehen wir nicht ins Detail“ stellte Cheftrainer Matthias Jaissle im vergangenen April gegenüber der „Kronen Zeitung“ klar. Über die Fernando-Verletzung(en) wurde der Mantel des Schweigens gehüllt. Nach Saisonende klärte Sportdirektor Christoph Freund im Gespräch mit den „Salzburger Nachrichten“ auf, dass die muskulären Probleme vom Rücken ausgegangen waren.

Schon in der Vergangenheit, bei seinem Ex-Verein Shakhtar Donetsk und als Leihspieler bei Sporting Lissabon, hatte sich Fernando mit Verletzung herumgeschlagen. Das Risiko, dass der Angreifer auch in Salzburg von Blessuren gebremst werden könnte, wurde eingegangen. Wobei man in der Führungsebene wohl nicht damit gerechnet hatte, dass der Top-Stürmer fast die gesamte Saison zum Zuschauen verdammt sein würde.

Fernando nicht das einzige Sorgenkind

Fernando blieb in der abgelaufenen Saison nicht der einzige von Verletzungen geplagte Akteur. Ob der zahlreichen Ausfälle kann fast schon von einer „Seuchensaison“ die Rede sein.

An dieser Stelle sei festgehalten, dass uns interne Einblicke fehlen. Wir wissen nicht, wie die medizinische Abteilung arbeitet, sind uns aber sicher, dass alles Mögliche unternommen wird, um (lange) Ausfallzeiten zu verhindern.

Zugleich dürfen die zahlreichen, die gesamte vergangene Spielzeit durchdringenden Blessuren in einer Rückschau der Saison nicht außer Acht gelassen werden. In der Meistergruppe, beim 1:1 auswärts in Hütteldorf, fielen beispielsweise gleich zwölf Spieler verletzungsbedingt aus. Stammtorhüter Philipp Köhn zog sich in der gesamten Saison glücklicherweise keine schwerwiegende Verletzung zu, weshalb in nachfolgender Aufstellung, mit der sich durchaus um den Titel mitspielen ließe, die Torwart-Position unbesetzt bleibt.

Im April war die Verletztenliste besonders lang.

Der Verletzungsteufel kehrte schon früh in der Saison in Salzburg ein. Vor dem ersten UEFA-Champions-League-Heimspiel gegen AC Milan brach Maximilian Wöber, der als Linksverteidiger vorgesehen war, das Aufwärmen aufgrund von Leistenproblem ab. Innenverteidiger Oumar Solet konnte zwar starten, musste gegen Ende der ersten Hälfte jedoch ebenfalls verletzungsbedingt passen und vorzeitig vom Feld.

Auch Ulmer hat’s erwischt

Möglicherweise war das Heimspiel gegen Milan der Anfang von Fernandos Verletzungsmisere. Der Brasilianer stand gegen die „Rossoneri“ in der Startelf, kam zur zweiten Hälfte jedoch mit einem dick einbandagierten Oberschenkel aus der Kabine und musste in der 65. Spielminute ausgetauscht werden. In der darauffolgenden Bundesligarunde, beim Auswärtsspiel gegen die SV Ried, wurde dem pfeilschnellen Angreifer keine Pause gegönnt. Fernando kam bei einer komfortablen 3:0-Führung der Salzburger für die letzte halbe Stunde ins Spiel und war dazu gezwungen, vier Tage später vor besagtem Chelsea-Spiel w. o. zu geben.

Fernando im UEFA-Champions-League-Heimspiel gegen AC Milan. (c) Andreas Schaad – FC Red Bull Salzburg via Getty Images

Nach dem CL-Auswärtsspiel in London war Dinamo Zagreb in Salzburg zu Gast. Wöber startete im Ligaspiel zuvor gegen den LASK wieder als Linksverteidiger. Gegen die Kroaten saß er vorerst aber nur auf der Bank. Andreas Ulmer begann links hinten und musste in der Schlussphase aufgrund von Muskelproblemen ersetzt werden. Nach dem 1:0-Heimsieg gegen Dinamo verriet der Abwehrroutinier: „Ich hatte schon vor dem Spiel kleine Probleme, es ist aber sicher nicht so schlimm.“

Anfang November ging es im letzten UEFA-Champions-League-Gruppenspiel in Mailand schließlich um den Aufstieg ins Achtelfinale. Vor dem Spiel gegen Milan galten Oumar Solet und Junior Adamu als fraglich, beide standen in der Startelf. Wie schon in Salzburg musste Solet schließlich auch im San Siro verletzungsbedingt vorzeitig vom Feld. Der Franzose wurde in der Halbzeit wiederum von Bernardo ersetzt.

Gegen Ende des Jahres 2022 war nicht mehr viel im Köcher. Nach Milan kam Wolfsberg, das Auswärtsspiel im Lavanttal konnte knapp mit 2:1 gewonnen werden. Maximilian Wöber nach dem Spiel: „Man hat gemerkt, dass uns ein bisschen die Kräfte ausgehen. Es waren heute einige angeschlagene Spieler vom Mittwoch am Platz.“ Es sei nur noch „ganz wenig“ im Tank gewesen, verriet der nunmehrige Leeds-Spieler.

Berater-Beschwerden

Machen wir kurz einen Sprung zurück zum Saisonbeginn. Schon im Juli 2022, in der Sommer-Vorbereitung, hatte der FC Red Bull Salzburg Verletzungspech. Im Test gegen Feyenoord Rotterdam brach sich Samson Tijani Schien- und Wadenbein. Mit Kamil Piatkowski verpasste ein vielversprechender Spieler die gesamte Vorbereitung sowie den Saisonstart.

Ob Kamil Piatkowski nach seiner Leihe nochmal nach Salzburg zurückkehrt? (c) Christian Hofer – FC Red Bull Salzburg via Getty Images

Das Verhältnis zwischen dem Polen und Österreichs Meister dürfte bislang im Allgemeinen nicht das beste gewesen sein. Im Jänner 2023 wechselte der Innenverteidiger per Leihe nach Belgien zu KAA Gent. Dort fühlt er sich sichtlich wohl, wie er mehrmals anklingen ließ. Aufhorchen ließ auch Piatkowskis Berater, der wenige Wochen nach dem Wechsel im Gespräch mit „Weszlo“ festhielt, dass sein Schützling im Sommer nach Oberschenkelproblemen zu schnell ins Training eingestiegen wäre, wodurch sich die Ausfallzeit von zwei Wochen auf zwei Monate verlängert hätte.

Sportdirektor Christoph Freund beschwichtigte daraufhin im Gespräch mit „laola1“: „Ich habe mit dem Berater dann auch gesprochen, das war sicher ein bisschen unglücklich.“

Widrigkeiten und Steine im Weg

Am Ende kann der FC Red Bull Salzburg dennoch auf eine sportlich positive Saison zurückblicken. Im Europacup war man auch im Frühjahr noch dabei und schied gegen den späteren UEFA-Europa-League-Finalisten aus. Der SK Sturm Graz konnte Salzburg, trotz einer bärenstarken Saison, den zehnten Meistertitel in Serie nicht streitig machen. Im ÖFB-Cup hingegen setzte sich die Mannschaft von Trainer Christian Ilzer gegen die Jaissle-Schützlinge durch. Aus diesem Grund gab Christoph Freund dem FC Red Bull Salzburg auch „nur“ die Note 1 minus für die abgelaufene Spielzeit.

Auch Matthias Jaissle machte den einen oder anderen Schönheitsfehler aus, blieb dabei aber kryptisch. Nach dem entscheidenden Heimsieg gegen Sturm sagte der Deutsche: „Dieses Jahr war geprägt von vielen Widrigkeiten, aber wir haben als Verein nie gejammert, nie lamentiert, sondern versucht, die Dinge, die wir beeinflussen können, bestmöglich umzusetzen. Unter anderem meine ich die Verletztenliste und den ein oder anderen sonstigen Aspekt […]“ Am ORF-Mikrofon sprach der jüngste Meistercoach der Geschichte von Steinen, die einem in den Weg gelegt worden seien.

Im Hinblick auf die neue Saison kann man nur hoffen, dass das gröbste Geröll aus dem Weg geschafft wird. Vereinsintern ist oder waren die vielen Ausfälle mit Sicherheit ein Thema. Nun liegt es an den Verantwortlichen, das Blessuren-Stakkato weitestgehend zu entschärfen. Gleichzeitig wäre zu hoffen, dass der Verletzungsteufel auskehrt und mehr Glück als Pech Einzug hält.