Der FC Liefering hat einen neuen Cheftrainer. Onur Cinel wird zur neuen Saison die sportlichen Geschicke beim Kooperationspartner des FC Red Bull Salzburg leiten. Das gab der Verein am Montagnachmittag offiziell bekannt.

VICTAURI.at hatte zuvor exklusiv von einem Treffen zwischen dem 37-Jährigen und Verantwortlichen des Zweitligisten berichtet. Letzte Woche wurde die Spur nach der Trennung von Fabio Ingolitsch heißer.

Es ist durchaus eine Überraschung, dass der FC Liefering beim Ringen um Trainertalent Cinel überhaupt den Zuschlag bekam. Medienberichten zufolge hat der 37-Jährige für den Job beim österreichischen Zweitligisten unter anderem Teams aus der Jupiler Pro League, der ersten belgischen Liga, abgesagt. „Seine Motive und sein Blick auf das Spiel decken sich exakt mit unseren Werten und unserer Philosophie. Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit unserer Wunschlösung“, erklärt Bernhard Seonbuchner, Sportlicher Leiter des FC Liefering, auf der Vereinshomepage. Der Vertrag hat eine Laufzeit bis 2025.

Onur Cinel ist Co-Trainer von Ralf Rangnick beim ÖFB-Team

Cinel ist in Österreich kein unbeschriebenes Blatt. Der Deutsche arbeitet seit vergangenem Juni als Co-Trainer von Ralf Rangnick bei der österreichischen Nationalmannschaft. Dort liegt sein Fokus besonders auf dem „Spiel mit dem Ball“, wie er gegenüber dem „Kicker“ verriet. Diesen Job wird der 37-Jährige auch in Zukunft weiter ausüben. In der Entwicklung von Talenten hat Cinel bislang ebenfalls ordentlich Erfahrung gesammelt. Mit der U17 des FC Schalke 04 wurde der gebürtige Essener zuletzt unter anderem zweimal in Folge Meister der B-Junioren-Bundesliga. Cinel musste in 31 Ligaspielen nur eine Niederlage und drei Unentschieden hinnehmen. Der Essener holte in der Saison 2022/2023 mit der Knappenschmiede die westdeutsche Meisterschaft. In dieser Spielzeit war im Halbfinale gegen den späteren Sieger, Arminia Bielefeld, Schluss. Die Junioren-Bundesligen sind in Deutschland in drei Staffeln aufgeteilt. Die jeweiligen Meister und ein Zweiter spielen im Anschluss um den Gesamtsieg.

Das Prunkstück der Mannschaft war in beiden Spielzeiten die Defensive. In der regulären Saison 2021/2022 kassierte das Team nur sechs Gegentore, in der abgelaufenen waren es sogar bloß drei. Die Abwehr war besonders in der Saison 2022/2023 die Achillesferse des FC Liefering. Diese gilt es für Cinel wieder zu stabilisieren. Kurios: Trotz der überragenden Defensive erzielten die Schalker in dieser Spielzeit nur die fünftmeisten Tore in ihrer Staffel. „Von allen Spielphasen kann man aus meiner Sicht die Defensive durch Training am besten vorbereiten. Wir verteidigen sehr hoch, variieren hauptsächlich zwischen Angriffs- und Mittelfeldpressing und verteidigen sehr initiativ. Aber wichtiger als das Taktische ist, dass man eine Kultur innerhalb der Mannschaft entwickelt, in der sie Spaß am Verteidigen haben“, erklärte Cinel das Erfolgsrezept.

Onur Cinel: Fokus auf die Defensivarbeit

Diese Freude zu entwickeln, gelinge, „indem man einen Ballgewinn oder einen gewonnenen Zweikampf im Training genauso feiert wie ein Tor. Zudem empfinde ich meine Mannschaft auch in der Phase gegen den Ball als gefährlich. Wir haben den Ballgewinn und die Torchance danach schon im Kopf. Dadurch erhöht sich auch die Motivation für den Ballgewinn zu investieren“, so der ehemalige Jugendtrainer von Schalke 04. Des Weiteren spielen für den 37-Jährigen insgesamt auch der Wille und die Cleverness neben den körperlichen Voraussetzungen eine große Rolle. Dabei „müssen die Spieler Lösungen finden und wir Trainer sie dabei begleiten“, erläutert der Deutsche seinen Ansatz.

Cinel startete seine Karriere im Jahr 2009 als Jugendcoach in seiner Heimstadt bei Rot-Weiß Essen. Im Anschluss arbeitete er als Co- und Cheftrainer beim Amateurklub TuS Heven 09, bevor er im Jahr 2012 in die Jugend des FC Schalke 04 wechselte. Dort war er in verschiedenen Funktionen bei der U16, U17, U19 sowie der zweiten Mannschaft tätig. Bei den Profis fungierte er in der Bundesliga in 24 Spielen als Co-Trainer. In diesem Sommer ist für Cinel aber Schluss in Gelsenkirchen. Das größte Trainertalent des Bundesligisten hat seinen Vertrag nicht verlängert. Der 37-Jährigen wollte den nächsten Karriereschritt machen. Bei den Knappen fehlte ihm dafür die Perspektive.

Trainerjob beim FC Red Bull Salzburg in Sicht?

Der FC Liefering könnte der perfekte Übergang vom Jugend- zum Profibereich für Cinel sein. Der Kooperationspartner des FC Red Bull Salzburg spielt in der zweiten Liga, setzt aber auf junge Talente. Gleichzeitig kann der Deutsche Erfahrungen in der UEFA Youth League sammeln. Mit guter Arbeit könnte sich der ehemalige Jugendtrainer des FC Schalke 04 auch gleichzeitig für eine höhere Aufgabe beim FC Red Bull Salzburg empfehlen. Genau das schaffte vor zwei Jahren Matthias Jaissle. Sein Job könnte nächsten Sommer frei werden.

Zunächst muss Cinel jedoch den FC Liefering wieder in den Griff bekommen. Die vergangene Spielzeit war die schlechteste seit der Saison 2018/2019. Weder Rene Aufhauser noch Fabio Ingolitsch konnten die Talfahrt, die bereits in der Rückrunde der Saison 2021/22 begonnen hatte, stoppen. Besonders die Defensive bereitete trotz zur Verfügung stehender Toptalente Sorgen. Auch spielerisch konnte sich die Mannschaft nicht weiterentwickeln. Bei der U17 des FC Schalke 04 setzte Cinel vor allem auf das 4-2-3-1 als Spielsystem. Sowohl beim Kooperationspartner ab der U16 bis zu den Profis des FC Red Bull Salzburg wird jedoch im 4-1-2-1-2 gespielt.