Die Entwicklung von einigen Talenten beim FC Red Bull Salzburg scheint zu stocken. Mit Oliver Lukic und Bryan Okoh sind zwei davon nicht Teil des Kaders für das Trainingslager. Ein Kommentar zur teilweise scheinbar mangelnden Perspektive bei den Roten Bullen.

Am vergangenen Mittwoch veröffentlichte der FC Red Bull Salzburg den Kader für das derzeit stattfindende Trainingslager an der Algarve-Küste. Dieser sorgte durchaus für Verwunderung bei einigen Anhängern der „Bullen“. Denn mit Oliver Lukic und Bryan Okoh fehlen auf der 31 Mann umfassenden Liste zwei Spieler, die zuletzt ein fester Bestandteil des Teams waren. Stattdessen bestreiten die beiden nun die Vorbereitung mit dem FC Liefering. Das Duo spielt damit in den Personalplanungen des entthronten Serienmeisters aktuell keine Rolle mehr.

Das kommt etwas überraschend. Schließlich gehörte Okoh unter Ex-Trainer Pepijn Lijnders sogar zur fünfköpfigen Leadership-Gruppe. Diese Berufung erfolgte mit Sicherheit nicht grundlos. Lukic kam unter dem Niederländer zu Saisonbeginn immerhin in der Qualifikation zur UEFA Champions League sowie im ÖFB Cup zum Einsatz und stand in der Folge mehrmals im Spieltagsaufgebot. Unter dem Nachfolger des ehemaligen Assistenztrainers des FC Liverpool, Thomas Letsch, dürfen beide nun nicht einmal mehr ins Trainingslager mitreisen. Lukic hatte bereits beim Trainingsstart gefehlt. Obwohl Bobby Clark das Trainingslager krankheitsbedingt wohl vollständig verpassen wird, wurden weder Okoh noch Lukic nachnominiert (Anmerkung der Redaktion vom 14. Januar: Clark ist inzwischen nachgereist). Dabei hatte Geschäftsführer Sport Rouven Schröder noch betont, dass sich auch in Portugal alle Spieler unter dem neuen Trainerteam zeigen dürfen. Erst im Anschluss soll der aufgeblähte Kader aussortiert werden – vor allem diese Aussage ist ein deutlicher Fingerzeig in Richtung des Duos.

Maurits Kjaergaard, Bryan Okoh und Benjamin Sesko – unterschiedliche Entwicklungen

Eine solche Entwicklung war bei Okoh jedoch leider schon zu befürchten. Der 21-Jährige kam im Testspiel gegen den FC Bayern München nur knapp 20 Minuten zum Einsatz, und das als Rechtsverteidiger. Auf seiner angestammten Position, links innen, dufte John Mellberg ran. Mellberg hätte auch auf Linksaußen spielen können, dort durfte sich aber erstmals überhaupt Tim Trummer zeigen – ebenfalls ein deutliches Zeichen.

Okoh wechselte im Sommer 2019 nach Medienberichten für zwei Millionen Euro vom FC Lausanne-Sport in die Mozartstadt. Im selben Atemzug wurden Maurits Kjaergaard und Benjamin Sesko verpflichtet. Während ersterer, wenn er fit ist, zum Stammpersonal in Salzburg zählt und zweiterer bei RB Leipzig gesetzt und auf dem Sprung zu einem absoluten Topklub ist, wartet Okoh noch auf seinen Durchbruch bei den Roten Bullen. Ob ihm dieser noch gelingen wird, ist inzwischen stark anzuzweifeln.

Bryan Okoh bekommt keine Chance beim FC Red Bull Salzburg

Okoh gilt als nicht weniger talentiert, als Kjaergaard und Sesko. Mehrere schwerere Verletzungen sowie immer wieder kleinere Wehwehchen verhinderten, dass die Entwicklung des in den USA geborenen Schweizers jemals so richtig in Schwung kam. Dabei bringt der 21-Jährige mit seinem Tempo, Spielverständnis und Passspiel sowie seiner Technik alles mit, was ein moderner Innenverteidiger benötigt – zumindest in der Theorie.

Nicht wenige trauen Okoh sogar mehr zu als Samson Baidoo, der mittlerweile beim FC Red Bull Salzburg gesetzt ist und von Klubs aus den Top-fünf-Ligen beobachtet wird. Denn beim FC Liefering zeigte Okoh zumeist mehr auf, wären da nicht seine vielen Verletzungen gewesen. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass Okoh bislang keinen der Trainer so von sich überzeugen konnte, dass dieser ihm eine Chance gab. Dabei hatte im Besonderen Lijnders betont, dass er diese bekommen werde. Somit stehen nach knapp fünfeinhalb Jahren 61 Spiele für den FC Liefering und nur drei Kurzeinsätze beim FC Red Bull Salzburg zu Buche.

Bryan Okoh kann FC Red Bull Salzburg nicht mehr leihweise verlassen

In der laufenden Saison absolvierte Okoh fünf Partien in der 2. Liga für den FC Liefering und im ÖFB Cup für den FC Red Bull Salzburg 25 Minuten gegen den Regionalligisten SC Wiener Viktoria. Die Cup-Einwechslung verhindert, dass Okoh für eine Leihe im Winter-Transferfenster infrage kommt. Denn ein Spieler darf pro Saison nur für zwei verschiedene Klubs auflaufen. Eine leihweise Luftveränderung ist bei Okoh eigentlich schon seit geraumer Zeit überfällig. Der Zeitpunkt wurde aber bereits mehrfach verpasst.

Somit bleibt Okoh nichts anderes übrig, als sich wieder einmal beim Kooperationspartner FC Liefering zu empfehlen. Dieses Mal allerdings wohl für einen neuen Verein und nicht für den FC Red Bull Salzburg. Dabei war Okohs Vertrag, der ursprünglich im kommenden Sommer ausgelaufen wäre, erst im Juni 2024 langfristig verlängert worden. Spannend wäre zu wissen, mit welcher sowohl kurz- als auch langfristigen Perspektive die Verlängerung passierte.

Auch Toptalent Oliver Lukic ist vorerst außen vor

Selbiges gilt für Lukic. Der 18-Jährige zählt zu den größten Talenten in Österreich, auch wenn der hoch veranlagte Mittelfeldspieler mittlerweile für die kroatische Nachwuchs-Nationalmannschaft aufläuft, wie von VICTAURI.at exklusiv berichtet. Die Vertragsverlängerung des Toptalents im Herbst 2024 war der logische nächste Entwicklungsschritt, kam für Brancheninsider dennoch überraschend. Denn Lukic war im Vorfeld von internationalen Topklubs umworben worden. Bereits sein Wechsel vom FK Austria Wien nach Salzburg im Sommer 2022 war aus demselben Grund nicht unbedingt erwartet worden.

Trotz des großen Interesses aus dem Ausland scheint Lukic in Salzburg, so wirkt es von außen, derzeit nicht optimal gefördert zu werden. Allerdings konnte der Kroate in der Hinserie sein Potenzial weder beim FC Liefering noch in der UEFA Youth League voll ausschöpfen. Dass ein solches Juwel trotzdem nicht für das Trainingslager des FC Red Bull Salzburg nominiert wird, ist dennoch etwas erstaunlich. Vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass Lukic zwei Tage zuvor noch im Testspiel gegen den deutschen Rekordmeister zum Einsatz kam und dort zu den wenigen positiven Überraschungen gehörte.

Zahlreiche Eigengewächse beim FC Red Bull Salzburg ohne Perspektive

Statt Lukic und Okoh durften erstmals Tim Trummer und Phillip Verhounig mit dem FC Red Bull Salzburg verreisen. Trummer unterschrieb kurz zuvor seinen ersten Profivertrag bei den „Bullen“. Der sehr flexibel einsetzbare Österreicher gehörte in der Herbstsaison zu den überzeugendsten Talenten des FC Liefering und der FC Salzburg U19. Das Potenzial, dauerhaft den Sprung zur Kampfmannschaft der Roten Bullen zu schaffen, trauen ihm aber nur wenige „Experten“ zu – im Gegensatz zu Lukic.

Verhounig besitzt noch kein Arbeitspapier beim FC Red Bull Salzburg, ist dennoch im Trainingslager dabei. Der Top-Torjäger in der UEFA Youth League soll im Rahmen dessen von einem Verbleib in der Mozartstadt überzeugt werden. Zeitgleich mussten andere Talente, wie Raphael Hofer, Tim Paumgartner, Luka Reischl und Valentin Sulzbacher, die einen Profivertrag bei den Roten Bullen besitzen, in Salzburg bzw. beim FC Liefering bleiben. Die Genannten werden in Zukunft wohl allesamt keine Rolle in der Kampfmannschaft spielen. Schon bei der Unterschrift gab es bei einigen Außenstehenden große Zweifel daran, dass sie den Sprung überhaupt jemals schaffen werden. Denn das Potenzial für den FC Red Bull Salzburg bringen sie nicht mit. Somit stellt sich auch bei ihnen die Frage nach der Perspektive.